Rock aus Schottland
Big Country
Big Country waren in den Achtzigern mit ihrem New Wave-Sound eine der prägenden Rockbands. Mit perlenden Gitarrenlicks, fetten Bässen und halligen Drumsounds eroberten sie nicht nur Großbritannien und Europa, sondern auch die USA. In den Neunzigern wurde es dann ruhiger um die Schotten.
Big Country-Bandgründer Stuart Adamson wuchs in der Nähe von Edinburgh auf und wurde einem größerem Publikum erstmals mit seiner Punkband The Skids bekannt, die er mit 16 gegründet hatte. 1977 tauchte die Band in London auf und brachte es bis 1981 zu einigen Beinahe-Hits und ein wenig nationaler Bekanntheit. Für Stuart Adamson waren diese Lehrjahre Erfahrungen, die er für seine eigenen zukünftigen Projekte nicht mehr wiederholen würde: "Das ewige Einerlei dieser kleinen Tourneen und Einzelauftritte quer durch England werde ich nie mehr mitmachen. Du steigst in einen Kleinbus, fährst etliche Stunden, spielst irgendwo eine Stunde, dann Hotel; am nächsten Tag die gleiche Tretmühle. Ohne mich!"
Nachdem er The Skids verlassen hatte, zog sich Adamson erst einmal in sein Heimatstädtchen, das schottische Dunfermline zurück, dachte nach und formierte die Idee für eine neue Band. Er begann, mit seinem Freund Bruce Watson - ebenfalls ein Gitarrist aus seiner Heimatstadt - seine Vorstellungen in Musik umzusetzen. In seinen Texten verwendete er Begriffe wie Aufrichtigkeit, Stolz, Schmerz, Liebe, Entbehrung und Hoffnung. Die dazu passende Musik entwickelten Adamson und Watson über einfache Gitarrenmelodien. Zuerst trafen sie für Demoaufnahmen in London auf Bassist Tony Butler und Drummer Mark Brzezicki. Die beiden spielten in diversen Studios und bei Plattenaufnahmen unter dem Namen "Rhythm For Hire", wurden zuerst nur als Aushilfe engagiert und entschlossen sich dabei spontan, Mitglieder von Big Country zu werden. Die zweite Begegnung war Steve Lillywhite, ein seit seiner Arbeit mit U2 gefragter Produzent.
Innerhalb weniger Wochen entstand die erste LP "The Crossing", die sich fast unmittelbar nach Erscheinen im Juli 1983 in den englischen Top Ten etablierte, mit ihrem New Wave-Sound am Puls der Zeit lag und für zwei Grammy Awards nominiert wurde. Zahlreiche erfolgreiche internationale Tourneen folgten. Im Jahr 1984 wurden Big Country vor allem in den USA als die Band bezeichnet, "die als nächste ganz oben landen wird." Umso größer war die Verblüffung, als die Gruppe Anfang 1985 eine lange US-Tournee kurz vor dem ersten Konzert absagte. Interne Differenzen über die weitere Zukunft der Band sowie Überbeanspruchung durch eineinhalb Jahre fast ununterbrochener Tourneen wurden als Gründe angegeben. Durch die ganzen Achtziger ritt die Band mit ihren Alben die Erfolgswelle, doch Adamsons Alkoholprobleme forderten ihren Tribut. Nachdem es in den Neunzigern stiller um die Band geworden war, löste sich die Band nach einer Abschiedstournee im Jahr 2000 auf. Ein Jahr später starb Adamson. Heute ist die Band ohne Adamson hin und wieder aktiv. Bei Livekonzerten lässt sie seinen Platz im Gedenken an Adamson frei.