Das Einmaleins des Bauerngartens

Stand: 03.07.2024, 06:00 Uhr

Der Traum vom eigenen Bauerngarten: Gartenexpertin Anja Klein erklärt, wie Sie sich einen einrichten, worauf Sie bei Aufbau und Struktur achten müssen und welche Pflanzen sich besonders gut eignen.

Ein Bauerngarten ist ein traditionell gestalteter Garten, der eine Mischung aus Nutz- und Zierpflanzen beherbergt. Er ist oft symmetrisch angelegt und in Beete unterteilt, die durch Wege getrennt sind. In einem Bauerngarten findet man eine Vielfalt an Obst, Gemüse, Kräutern und Blumen, die harmonisch miteinander kombiniert werden.

Bauerngärten sind für ihre naturnahe Bewirtschaftung ohne chemische Düngemittel bekannt. Sie bieten nicht nur ästhetische Schönheit, sondern auch die Möglichkeit zur Selbstversorgung mit frischen Lebensmitteln. Zudem fördern sie die Biodiversität und dienen als Lebensraum für zahlreiche Insekten und Vögel.

Klassischer Aufbau und Struktur

Der typische Bauerngarten „Hamburger Art" ist rechteckig oder sogar quadratisch angelegt und durch ein Wegkreuz in geometrische Abschnitte unterteilt. Der zentrale Punkt, oft ein Rondell, kann mit einer Rose, einem kleinen Baum oder einem runden Beet betont werden. Alternativ bietet sich hier Platz für einen Brunnen oder ein Wasserauffangbecken.

Klassischerweise werden die verschienden Abschnitte durch ein Wegkreuz getrennt. | Bildquelle: WDR/ Spiess

Je nach Größe des Grundstücks können Sie die gesamte Fläche im Bauerngartenstil gestalten oder nur einen Teil. Traditionell umgibt man den Garten mit einem einfachen Latten- oder Staketenzaun, um Tiere fernzuhalten. Auch die einzelnen Beete sind klar abgegrenzt.

Die Wege im Bauerngarten werden normalerweise nicht versiegelt, um den natürlichen Charakter zu bewahren. Eine kostengünstige Option sind Rasen- oder Kieswege, Rindenmulch ist die praktische Variante, da er leicht zu verteilen ist und das Unkrautwachstum hemmt. Für einen beeindruckenden Effekt können auch Klinker oder Naturstein als Wegmaterial verwendet werden.

Typische Pflanzen für den Bauerngarten

Im Bauerngarten geht es bunt und gemischt zu: Hier treffen Gemüse und Kräuter auf prächtige Blumenbeete. Die Idee dahinter ist, die Beete clever zu nutzen und die Gesundheit von Boden und Pflanzen zu fördern. Das bedeutet, dass man in einem Beet altmodische Ringelblumen neben modernen Cocktail-Tomaten oder exotischem Blattkoriander neben traditionellem Kohl finden kann.

Bunte Farben und eine Mischung an verschiedenen Pflanzenarten machen ein Bauerngarten aus. | Bildquelle: mauritius images

Sonnige Flecken werden mit Purpur-Sonnenhut, Duftnesseln und Federgras belebt, während rosarote Scharfgarben für zarte Akzente sorgen. Aber Achtung bei der Pflanzenwahl: Tagetes oder auch Studentenblumen sind zwar toll gegen bestimmte Schädlinge, locken aber leider auch Schnecken an, was ihrem Salat nicht gerade gefallen wird.

Im Bauerngarten findet sich eine bunte Vielfalt an Pflanzen: üppig blühende Stauden, Dahlien und Sommerblumen wie Wicken, Zinnien und Kapuzinerkresse, die man im Frühjahr leicht selbst ziehen kann.

Diese Pracht lockt jede Menge Bienen und andere nützliche Insekten an. Duftende Rosen können die Beete oder den Gartenzaun schmücken, während vielseitige Gewächse wie Holunder und Beerensträucher dem Garten Struktur verleihen. Wer genug Platz hat, kann sogar einen Obstbaum einpflanzen.

Freie Flächen kann man zwischendurch mit Gründüngungspflanzen wie Senf und Bienenfreund bepflanzen, die nicht nur Unkraut fernhalten, sondern auch den Boden mit wichtigen Nährstoffen versorgen.

Zehn wichtige Pflanzen auf einen Blick

  • Tränendes Herz (Lamprocapnos spectabilis)
  • Pfingstrosen (Paeonia)
  • Frauenmantel (Alchemilla)
  • Lupinen (Lupinus)
  • Stockrosen (Alcea)
  • Ringelblumen (Calendula officinalis)
  • Studentenblumen (Tagetes)
  • Schmuckkörbchen (Cosmos bipinnatus)
  • Zinnien (Zinnia)
  • Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)

Die Geschichte des Bauerngartens

Die Wurzeln des Bauerngartens als Gartenstil liegen in der Tradition des "bäuerlichen Gartens" sowie der Schul- und Klostergärten, die früher hauptsächlich zur Selbstversorgung dienten.

Auf begrenztem Raum wuchsen dort Nahrungsmittel neben Heilkräutern und einigen Zierpflanzen. Trotzdem musste der Garten das ganze Jahr über ertragreich sein, was eine durchdachte Bepflanzung erforderte.

Das Konzept der optimalen Nutzung von Raum und Pflanzen wurde 1913 im Botanischen Garten Hamburg weiterentwickelt und in Form eines speziell angelegten Schul- und Schaugartens perfektioniert. Seitdem dient der künstlich angelegte "Bauerngarten Hamburger Art" als Vorbild für moderne Bauerngärten.

Heutzutage steht bei der Gestaltung eines Bauerngartens weniger die Selbstversorgung im Vordergrund, sondern vielmehr das Vergnügen am Naschen und die dekorative Gestaltung sowie eine Rückbesinnung auf naturnahes und tierfreundliches Gärtnern.