Die erste Folge der zehnteiligen Dokumentationsreihe "Unser Land in den 70ern" startet stürmisch: Erst schneite es Monate lang, dann kam der Eisregen, danach das Gewitter und zuletzt das Hochwasser.
Das Wetter spielte verrückt im Jahr 1970, der Winter eiskalt, der Sommer stürmisch. Es lag sehr, sehr viel Schnee zu Beginn des Jahres 1970. Überall in Nordrhein-Westfalen war es winterlich. Das ganze Land war weiß, eine geschlossene Schneedecke vom Niederrhein bis Ostwestfalen. Wozu brauchte man da noch die Alpen, dachten sich die Nordrhein-Westfalen. Skifahren können wir auch zuhause. Das Sauerland wurde zum Skiparadies.
Die Kult-Sportler
In Mönchengladbach begann ein Fußballmärchen, das noch das ganze Jahrzehnt prägen würde. Die Fohlenelf wurde zum ersten Mal Meister, Berti Vogts erinnert sich an das wichtigste Jahr seiner Karriere.
Und auch Heide Ecker-Rosendahl wird das Jahr 1970 niemals vergessen. Schließlich sprang sie einen Weltrekord – und hatte auch noch sehr viel Spaß mit ihrer Heimatstadt Radevormwald beim Fernsehspektakel "Spiel ohne Grenzen".
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Pocken-Albtraum in Meschede
Das Sauerland freute sich über Schnee und Wintersport, aber dann kam die Katastrophe: Pocken. Die Kleinstadt Meschede wurde zum Krisengebiet. Ein 20-jähriger Mann war nach einer Pakistan-Reise mit hohem Fieber ins örtliche Krankenhaus eingeliefert worden. Die Angst sich anzustecken, erfasste die ganze Stadt. 25 Menschen waren an Pocken erkrankt, 260 Mescheder mussten in Quarantäne. Auch Magdalena Drinhaus hatte sich angesteckt. Sie war Schwesternschülerin im Mescheder Krankenhaus. Wochenlang kämpfte sie ums Überleben.
Manta, Maxi, Millionenspiel
1970 war ein ereignisreiches Jahr. Es wurde gewählt im Land. Heinz Kühn blieb Ministerpräsident. Der Kölner Flughafen, das Düsseldorfer Schauspielhaus und der Ruhrschnelltunnel wurden eröffnet.
In Bochum rollte der erste Manta vom Band – und wurde sofort zum Kultauto. In Dortmund gingen Tausende auf die Straße: Mini oder Maxi, die Länge ihrer Röcke brachte die Frauen auf die Palme. Sie demonstrierten lautstark – unterstützt von der örtlichen Feuerwehr, die den langen Rock für ein Unfallrisiko hielt.
Und am Ende des Jahres sorgte der WDR mit einem Spielfilm für riesige Aufregung: Das Millionenspiel; eine fiktive Geschichte über eine Fernseh-Show, in der es für den Kandidaten um Leben oder Tod ging – und die sehr viele Zuschauer für bare Münze hielten.
Erzählt wird der Film von Esther Schweins, die 1970 in Oberhausen geboren ist.
Ein Film von Jobst Knigge
Redaktion: Monika Pohl