Dortmund gleich Stahl, Kohle und Bier. So stellt sich zumindest das liebgewonnene Klischee der westfälischen Metropole dar. Als die Stadt nach dem Krieg "platt war", wie man im Ruhrpott sagt, war es aber vor allem die Industrie, die ihr wieder neues Leben einhauchte. Denn trotz der zahlreichen Bombenangriffe blieben die Hütten und Zechen betriebsbereit.
"Die Älteren sagten: "Guck mal, Dortmund ist kaputt." Und man ging davon aus, die Stadt wird hier nicht mehr aufgebaut." Ganz so schlimm, wie Hans-Eberhard Urbaniak es als Kind hörte, kam es dann doch nicht. Und so schnell lassen sich die Dortmunder nicht entmutigen.
Schon ein Jahr nach Kriegsende zählte Dortmund wieder 460.000 Einwohner, für die es jedoch an Wohnraum fehlte. "Zu der damaligen Zeit grassierte die Wohnungsnot, hatten wir, wo man hinschaute, noch endlos Trümmerlandschaften vor Augen", berichtet Gerd Kolbe. Sieben Menschen lebten damals durchschnittlich in einer kleinen Wohnung.
Mehr als ein grauer Industriemoloch
Dass in Dortmund mehr steckte als ein grauer Industriemoloch, wurde im Laufe der 1950er Jahre wieder so richtig deutlich. Die große sportliche Tradition der Stadt wurde wiederentdeckt, mit der Fertigstellung der Westfalenhalle kehrte das Sechstagerennen zurück in die Stadt, das sich bereits in den 20er-Jahren als Volksfest etablierte, und bei dem es nicht ausschließlich um den Sport ging. Und: Borussia Dortmund wurde 1956 und 1957 Deutscher Fußballmeister. Dies trug erheblich zum neuen Selbstbewusstsein der Stadt und ihrer Bewohner bei.
Im Sonntagskleid in den Westfalenpark
Als Kontrast zu den Hochöfen, den Stahl- und Walzwerken, in denen zeitweise über 40.000 Menschen schufteten, entstand im Schatten der Phoenix-Hütte der Westfalenpark, der zur Grünen Lunge der Stadt wurde. "Die Kinder gewaschen, gekämmt, mit weißen Kniestrümpfen, weil Sonntag war. Und die kleinen Mädchen mit den Lackschühchen", so beschreibt Uta Rotermund die Kleiderordnung für den Ausflug in den Westfalenpark, in dem 1959 auch die Bundesgartenschau stattfand und die den Imagewandel Dortmunds in den nächsten Jahren maßgeblich beeinflusste.
Umschwung zur Universitätsstadt
Ende der 1960er-Jahre erreichte das Zechensterben auch Dortmund. Die Ära des Steinkohlebergbaus ging zu Ende und traf auch die Stahlindustrie. Der Strukturwandel stellte Stadt und Menschen vor neue Herausforderungen. Die Menschen, Ruhrpottler eben, nahmen diese an. Der Umschwung: Seit 1968 werden an der Technischen Universität Dortmund Arbeiterkinder zu Akademikern ausgebildet.
Die Universität zieht weitere Forschungsinstitute an, Akademien und Bundesämter kommen hinzu. Dortmund wird Wirtschafts-, Verwaltungs- und Einkaufszentrum für mehr als eine halbe Million Menschen. Und einmal ist Dortmund sogar wieder ganz oben: 1976, als die Dortmunder Sprinterin Annegret Richter in Montreal die olympische Goldmedaille gewinnt.
Das große "U"
Wandel zu einer modernen Metropole
"Heimatabend Dortmund" zeigt den mühevollen Wiederaufbau einer völlig zerstörten, von Industrie geprägten Stadt und deren Wandel zu einer modernen Metropole. Dortmund - das sind auch die Menschen. Einfache, ehrliche Menschen, die in ihrer direkten Ansprache manchmal etwas forsch wirken. "Die sagen ihnen auch ziemlich direkt, was sie von ihnen halten", meint die Kabarettistin Uta Rotermund, "und das finde ich sehr angenehm, damit kann ich umgehen."
Ein Film von Christoph Schurian und Frank Bürgin
Redaktion: Christiane Hinz