Was wird aus unseren Jobs? Wirtschaft in der Krise

Stand: 23.01.2025, 17:24 Uhr

Sylvia und ihr Mann Thomas Grunert haben Sorgen. Lange Zeit hatten sie gut bezahlte Jobs in der Entwicklungsabteilung bei Ford in Köln. Doch die steht nun zur Disposition – Ford will 2900 Stellen innerhalb von 2 Jahren abbauen. Denn die hochpreisigen ElektroSUVs verkaufen sich schlecht, für die Ford sein Werk für über 2 Milliarden umgebaut und die Produktion von Kleinwagen eingestellt hat. Die Grunerts finden, dass die Geschäftsleitung auf falsche Modelle setzt. Sie haben Angst, ihren Job zu verlieren.. Ford ist kein Einzelfall. Die Absatzkrise ist auch beim Mittelstand angekommen, wie beim Traditionsbetrieb Kämper aus dem Sauerland. Noch nie in seiner 136-jährigen Geschichte hat sich der Hersteller von Spezialverbindungen aus Draht in einer so schwierigen Situation befunden, sagt Juniorchef Yanik Müchler, denn 60 Prozent der Produktion gehen auch bei ihm in die Autoindustrie: „Es muss sich grundlegend etwas ändern.“ Für ihn stimmen die Rahmenbedingungen einfach nicht mehr: die Energiekosten, die marode Infrastruktur, die Bürokratie. Personalabbau wollen sie unbedingt vermeiden: „Wir sind ein Familienunternehmen und können doch nicht einfach unsere Leute entlassen!“

Bei der Firma Kämper in Lüdenscheid werden seit 1888 Spezialteile aus Draht gefertigt. Der Mittelständler beliefert die Autoindustrie, aber auch Spielzeughersteller und die Bauindustrie. Auch Kämper hat Umsatzeinbußen und macht sich Sorgen um die Zukunft. | Bildquelle: WDR

In Deutschlands Schlüsselindustrien herrscht derzeit Krisenstimmung. Ob Autoindustrie, Stahlhersteller, Chemieunternehmen oder die Zulieferbranche: Überall drohen Stellenabbau, Sparprogramme, Werksschließungen. In Summe stehen in den kommenden Jahren über 100.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Viele Menschen haben Angst, dass ihre Jobs vielleicht auch darunter sind. 2/2 Die OECD sieht Deutschland in Bezug auf das Wirtschaftswachstum derzeit als Schlusslicht unter den OECD-Ländern. Und der Industrieverband BDI warnt vor einem „freien Fall“ der deutschen Wirtschaft. Was ist dran an der schlechten Stimmung? Ist „made in Germany“ wirklich ein Auslaufmodell? Was sind die Gründe für die Krise? Und was ist von den Versprechungen im Wahlkampf zu halten? Die WDR-Story fragt die Parteien nach ihrem Rezept Nummer eins, mit dem sie die Wirtschaft wieder ans Laufen bringen wollen. Und bittet anschließend Wirtschaftsexperten und -expertinnen um eine Einordnung. Die WDR Story zeigt aber auch, dass es durchaus noch Wachstumsbranchen gibt - beispielsweise den sogenannten Green Tech-Bereich. Das Dortmunder Start-Up Green IT ist innerhalb weniger Jahre von 6 auf 280 Mitarbeiter gewachsen - ausgerechnet in der Ruhrgebietsmetropole, die nach dem Wegbrechen der Stahl- und Kohleindustrie mit dem Strukturwandel zu kämpfen hatte. Kann Green Tech als Wachstumsbranche auch denen neue Jobs bieten, die sie jetzt in klassischen Branchen verlieren? Eine aktuelle Doku aus dem Maschinenraum der deutschen Wirtschaft.

Ein Film von Marion Försching, Wolfgang Minder, Justine Rosenkranz und Georg Wellmann
Redaktion: Gudrun Wolter