Wieder Ärger um Pädagogen-Ausbildung
"So redet kein Islamlehrer"
Stand: 06.11.2013, 17:33 Uhr
Was ist los an der Uni Münster? Wie aus dem Nichts ist ein Streit um den Islamprofessor Mouhanad Khorchide entbrannt. Seit 2011 bildet er staatlich geprüfte Islamlehrer für deutsche Schulen aus. Doch genau das tue er nicht, sagt der Zentralrat der Muslime.
Von Martina Welchering
Lehrstühle an deutschen Unis machen selten Schlagzeilen, doch der Lehrstuhl für islamische Religionspädagogik in Münster sorgte von Anfang an bundesweit für Interesse. Und zwar bei Gegnern und Befürwortern: Schließlich sollen hier staatlich geprüfte Islamlehrer für deutsche Grundschulen und die Sekundarstufe 1 ausgebildet werden. Sie sollen an NRW-Schulen bei Bedarf neben katholischer, evangelischer auch islamische Religion als Schulfach unterrichten. Doch welche Werte sollen die angehenden Lehrerinnen und Lehrer den muslimischen Kindern vermitteln? Schließlich handelt es sich um einen Bekenntnisunterricht und viele Menschen setzen Islam mit rückwärtsgewandtem Gedankengut gleich.
Weltoffener Islam
Mouhanad Khorchide, Professor für Islamische Religionspädagogik
In dieses Bild passt Professor Mouhanad Khorchide absolut nicht. Er orientiert sich an einem, wie er sagt, "weltoffenen Islam". "Es ist mir wichtig, dass sich die Studierenden nicht als Prediger, sondern als Religionspädagogen definieren", sagte er WDR.de. Er möchte nicht, dass seine Studierenden den Islam als Religion verstehen, die vorgibt, was erlaubt und was falsch ist. Im Zentrum der Religion soll vielmehr der Mensch selbst stehen. Mit diesen liberalen Thesen konnten die maßgeblichen muslimischen Verbände bis jetzt offensichtlich gut leben. Doch plötzlich scheint damit Schluss zu sein.
Grundlagenforschung fehlt
Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime
Ayman Mazyak, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime, kritisiert, so wie Khorchide rede kein Islamlehrer. Seine Thesen seien zwar populär, aber wissenschaftlich angreifbar. Mazyak findet, der Lehrstuhl müsse erst einmal die 1.400-jährige muslimische Geistesgeschichte aufarbeiten, indem zum Beispiel historische Schriften ins Deutsche übersetzt würden. Mazyek kritisiert auch, dass die Uni Münster die Lehrinhalte nicht mit den Religionsgemeinschaften abstimme. Das Gremium der zuständigen Religionsgemeinschaften hat sich allerdings bis heute noch nicht konstituiert.
Politischer Streit
Die eigentlich interessante Frage, warum dieser Streit gerade jetzt ausbricht, kann keiner beantworten. Khorchide vermutet zwar, dass es vielleicht seine Forderung war, die Gesinnungsprüfung für angehende Islamlehrer und -lehrerinnen durch eine freiwillige Selbstverpflichtung zu ersetzen. Doch sicher ist er sich nicht. Das zuständige NRW-Wissenschaftsministerium vermutet auf Anfrage von WDR.de dahinter einen politischen Streit innerhalb der muslimischen Verbände.
Khorchide ist nicht der Erste, der in seinem Lehrstuhl Ärger bekommen hat. Sein Vorgänger Muhammad Sven Kalisch hatte die Unterstützung der islamischen Verbände verloren, nachdem er die Existenz Mohammeds angezweifelt hatte.