"Eine Welt für sich" entstehe in Düsseldorf, heißt auf der Promotion-Website. Wobei der Gebäudekomplex "Heinrich Heine Gärten" nicht im, sondern nur neben dem schicken Promi- und Villenviertel Düsseldorf-Oberkassel liegt. Das direkte Umfeld ist nicht gerade anheimelnd. Eine schäbige alte Tankstelle steht gleich neben dem Edel-Domizil. Vor dem Haupteingang führt eine vielbefahrene Hauptstraße vorbei. Straßenbahnen rattern im Minutentakt.
"Unauffälliges Sicherheitssystem"
Der erste Bauabschnitt für das "Premium Wohnen" steht laut einer Mitteilung der privaten Baugesellschaft kurz vor der Fertigstellung. Über 160 Wohneinheiten in insgesamt elf Häusern seien bis Dezember 2012 einzugsbereit. "Ein Concierge wacht mit Hilfe modernster Technik über die Sicherheit und schützt die Privatsphäre der Bewohner", teilt der Betreiber im Netz mit. Der Wohnblock mit kostspieligen Miet- und Eigentumswohnungen verfüge über ein "ebenso durchdachtes wie unauffälliges Sicherheitssystem".
Die "Heinrich Heine Gärten" zielten offenbar auf das wachsende Sicherheitsbedürfnis eines "konservativen und eher älteren Publikums", sagt der Bochumer Wohnungsbauexperte Volker Eichener. "Das sind Senioren, die offenbar Angst vor Einbrechern oder Trickbetrügern haben." Anders als in den USA und Russland gebe es in der Bundesrepublik keine "Festungen der Reichen" mit Sicherheitspatrouillen und scharfen Wachhunden. Gleichwohl existierten in NRW weitaus diskrete gesicherte Wohnanlagen für Besserverdienende. Neben dem Projekt in Düsseldorf nennt der Forscher die Klostergärten in Münster und die Wohnanlage "Barbarossapark" in Aachen. Auch in Köln gibt es in den sogenannten Kranhäusern am Rhein laut Forschern "Doormen", die auf die Bewohner aufpassen.
Minister gegen Abschottung
Das Düsseldorfer Projekt sorgt für Diskussionen. Eine Lokalzeitung berichtete kritisch über "versteckte Zäune und Kameras" in dem "Luxusheim hinter Gittern". Auch der nordrhein-westfälische Bauminister Michael Groschek sieht bewachte Wohnanlagen kritisch. "Die wachsende soziale Spaltung unserer Gesellschaft treibt mich um: Geringverdiener und zunehmend sogar Normalverdiener können in bestimmten Luxus-Stadtteilen die teuren Mieten nicht mehr bezahlen", sagte der SPD-Politiker zu WDR.de. "Dort schotten sich Großverdiener inzwischen regelrecht ab. Ich will auch keine bewachten Wohnanlagen nach amerikanischem Vorbild."
In einer vom Bochumer Wohnungs-Wissenschaftler Eichener betreuten Bachelor-Arbeit mit dem Thema "Erfolgsfaktoren von Luxuswohnimmobilien" beschreibt Chilla Melina Hofmeister das Sicherheitskonzept der "Heine Gärten": "Umgesetzt wird dies u.a. damit, dass der Haupteingang, der nur durch den repräsentativen Torbogen von der Hansaallee möglich ist, mit einer Schrankenanlage gesichert ist. Alle Bewohner und Besucher werden bereits hier beim Eintreffen in das Objekt vom Concierge kontrolliert und begrüßt."
Damit alle Besucher von der Wohnung aus identifiziert werden können, seien an den Haustüren und Hauseingangstüren in den Tiefgaragen zusätzliche Video-Gegensprechanlagen montiert, schreibt Hofmeister weiter. Das Objekt mit Wohnungsgrößen von bis zu 250 Quadratmeter koste zwischen 3.000 und 6.000 Euro pro Quadratmeter. Ein Tiefgaragenplatz liege bei 30.000 Euro.
Werbefigur Heinrich Heine
Auffällig ist, wie offensiv der in Düsseldorf geborene Schriftsteller Heinrich Heine (1797-1856) als Werbefigur für die Luxuswohnungen eingespannt wird. Auf der Homepage zur Vermarktung der "exklusiven Stadtvillen und Townhouses" ist der Dichter in Werbevideos mit Zitaten aus seinem Werk unfreiwillig das prominente Zugpferd der Kampagne. Das Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf teilt dazu auf WDR.de-Anfrage knapp mit: "Der Name Heinrich Heine ist nicht geschützt". Eine Bewertung der Luxus-Wohnkampagne im Namen Heines will das Institut nicht abgeben.
Was der Literaturklassiker Heinrich Heine wohl über den Werbefeldzug in seinem Namen gesagt hätte? 1851 schrieb der Dichter folgende Zeilen: "Die reichen Leute, die gewinnt man nur durch platte Schmeicheleyn -- Das Geld ist platt, mein liebes Kind, Und will auch platt geschmeichelt seyn."
Nachtrag: Nachdem wochenlang Anfragen zum Thema unbeantwortet geblieben waren, meldete sich die Betreiberfirma Frankonia nach Veröffentlichung des WDR.de-Beitrags, um ihr Projekt zu verteidigen. Der Komplex sei keine Luxusanlage, sondern ein "hochwertiges" Wohnobjekt, sagte der regionale Frankonia-Niederlassungsleiter Benno Maubach. Zielgruppe für die Miet- und Eigentumswohnungen des Quartiers seien Familien, Singles und ältere Menschen. "Wir sind auch keine Gated Community, keine bewachte Wohnanlage." Man habe lediglich einen Concierge. Die Sicherheitsstandards entsprächen dem, was etwa in Firmengebäuden oder Parkhäusern längst üblich sei. Den von Minister Groschek erhobenen Vorwurf der "Abschottung" wies Maubach ebenfalls zurück. Der Frankonia-Vertreter legte auch Wert auf die Feststellung, dass die zugegeben unansehnliche alte Tankstelle demnächst abgerissen werde.