Neuer Missbrauchsvorwurf in Münster
Ex-Heimkind berichtet von Übergriffen
Stand: 05.03.2010, 15:25 Uhr
Rund 50 Jahre zurückliegende Missbrauchsvorwürfe beschäftigen jetzt das katholische Vinzenzwerk in Münster. Ein heute 61-jähriger Mann hat berichtet, er sei Opfer sexuellen Missbrauchs und gewalttätiger Übergriffe geworden.
Nach Medienveröffentlichungen über den Fall kündigte das Kinderheim der Caritas im Bistum Münster nun Aufklärung an. Der Mann war als Kind in dem Heim untergebracht und berichtete unter anderem vom sexuellen Missbrauch durch einen Priesteramtsanwärter sowie von gewalttätigen Übergriffen durch Ordensschwestern. Die Kommission des Bistums zur Aufklärung von Missbrauchsfällen kündigte am Freitag (05.03.2010) an, den Vorwürfen nachzugehen. Gegebenenfalls werde der Beschuldigte vorgeladen, sagte Kommissionsmitglied Gudrun Schramm-Arntzen.
Heimleitung entschuldigt sich
Die Vorwürfe beziehen sich auf die 1950er und 1960er Jahre. Später wurde das mutmaßliche Missbrauchsopfer in einem Heim für Jungen in Hövelhof bei Paderborn betreut - seine Akte wurde dorthin weitergegeben. Die Aufklärung des Falls gestaltet sich deswegen für das Vinzenzwerk schwierig: "Das Salvator-Kolleg in Hövelhof will die Akte des Betroffenen nicht herausgeben. Dabei wollen wir nur die das Vinzenzwerk betreffenden Teile haben", betonte der Vorsitzende des Trägervereins in Münster, Peter Frings. Der Leiter des Salvator-Kollegs berief sich am Freitag auf den persönlichen Datenschutz des Mannes: "Ohne dessen Einwilligung können wir die Unterlagen nicht rausgeben. Er selbst hat sie aber bekommen", sagte Kolleg-Leiter Klaus Kruse.
Das Münsteraner Kinderheim will nun das Landesjugendamt als Aufsichtsbehörde einschalten. "Was wir zur Aufklärung beitragen können, wollen wir versuchen", sagte Frings. Hinweise auf Missbrauch oder ausufernde Gewalttätigkeiten werde man aber in der Akte wohl kaum finden. Heimleitung und Trägerverein entschuldigten sich dennoch für mögliche Verfehlungen in der Vergangenheit.
Beschuldigter wurde versetzt
Von den Vorwürfen gegen den damaligen Priesteramtsanwärter hat die Kommission des Bistums Münster zur Aufklärung von sexuellem Missbrauch nach eigenen Angaben erst durch Medienberichte erfahren. "Nach derzeitigen Informationen ist er als Priester später versetzt worden. Ob aus den in den Medien genannten Gründen, ist aber noch unklar", sagte die Kommissionsvertreterin und frühere Kriminalhauptkommissarin, Schramm-Arntzen.