Übergriffe in Pallottiner-Gesellschaft
Missbrauch auch im Konvikt St. Albert
Stand: 18.02.2010, 02:00 Uhr
In einer weiteren kirchlichen Einrichtung in NRW hat es Fälle von Missbrauch gegeben. Im Konvikt St. Albert in Rheinbach ist es in den 1960er Jahren zu Übergriffen gekommen. Der Provinzrat der Pallottiner bestätigte entsprechende WDR.de-Recherchen.
Ein User von WDR.de hatte den Stein ins Rollen gebracht - indem er einen Artikel zu den Vorfällen im Aloisiuskolleg in Bad Godesberg online kommentierte. Dem anonymen Schreiber zufolge gab es in den 1960er Jahren im Konvikt St. Albert und im Vinzenz-Pallotti-Kolleg in Rheinbach "sexuelle und sadistische Übergriffe einiger Betreuer". Die Einrichtungen, in denen Jungen im Internatsbetrieb untergebracht waren, wurden von Patres der Pallottiner-Gesellschaft betreut.
Auf Nachfragen von WDR.de äußerte sich nun der Provinzrat der Pallottiner, Norbert Possmann, zu den Vorwürfen. "Ja, es gab Missbrauchsfälle im Konvikt St. Albert", bestätigte Possmann. Seiner Kenntnis nach ereigneten sie sich auschließlich dort, nicht im Vinzenz-Pallotti-Kolleg. Im Konvikt St. Albert, das 1967 aufgelöst wurde, hätten sich Anfang der 60er Jahre mindestens drei Übergriffe ereignet. Einer der betroffenen Jugendlichen soll sich damals an die Konviktsleitung gewandt haben - daraufhin soll der Betreuer vom Dienst suspendiert worden sein.
Aufarbeitung nach Jahrzehnten
Über 40 Jahre später, im Jahr 2008, soll sich eines der damaligen Opfer per E-Mail an die Pallottiner-Gesellschaft gewandt haben. Anlässlich der Schilderung der damaligen Ereignisse beschloss die Leitung der Pallottiner-Gesellschaft, die damaligen Opfer aufzusuchen. Bisher konnte jedoch nur ein weiterer Betroffener ausfindig gemacht werden. Zu beiden Betroffenen ist nach Angaben von Provinzrat Norbert Possmann Kontakt aufgenommen worden - um die damaligen Missbrauchsfälle aufzuarbeiten.
Die Gemeinschaft der Pallottiner umfasst 300 Glaubensbrüder und gehört der katholischen Kirche an. Sie unterhält in Deutschland Einrichtungen wie Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen und eine philosophisch-theologische Hochschule in Vallendar, nahe Koblenz.
Missbrauch am Aloisiuskolleg
Anfang Februar 2010 war bekannt geworden, dass es am Bonner Aloisiuskolleg des katholischen Jesuitenordens ebenfalls Fälle von sexuellem Missbrauch gegeben habe. In der "Süddeutschen Zeitung" hatte sich ein ehemaliger Schüler des Aloisiuskollegs erstmals öffentlich offenbart. Er sei Anfang der 1960er Jahre von einem Pater missbraucht worden.
