Zwei Jahre nach dem Mord in Duisburg
Mutmaßlicher Mafia-Schütze identifiziert
Stand: 13.02.2010, 16:57 Uhr
Ein deutscher Zeuge hat in Italien einen der mutmaßlichen Mafia-Todesschützen von Duisburg identifiziert. Zweieinhalb Jahre nach dem sechsfachen Mafiamord sitzen nun alle drei mutmaßlichen Täter in Haft.
Bei einer Zeugenanhörung erkannte der Zeuge den Mafioso S., der über eine Videokonferenz der Anhörung zugeschaltet war. Das berichteten deutsche Fahnder am Samstag (13.02.2010) in Duisburg. Die Ermittler haben zweieinhalb Jahre nach dem Sechsfachmord von Duisburg so schwerwiegende Beweise gefunden, dass die italienischen Behörden die drei mutmaßlichen Haupttäter wegen Mordes anklagen wollen.
Deutsche Ermittler beteiligt
Die deutschen Ermittler waren neben der Anhörung auch an der Festnahme des dritten Verdächtigen, N., in Kalabrien beteiligt. Er wurde am Donnerstag (11.02.2010) in der Mafia-Hochburg San Luca bei einem Großeinsatz in seinem Auto gestellt. Die italienische Polizei geht davon aus, mit der Festnahme des 38 Jahre alten N. jetzt alle Männer hinter Gitter zu haben, die in Duisburg das Feuer eröffnet hatten. Zwei hochrangige 'Ndrangheta-Mitglieder waren bereits in den vergangenen zwei Jahren in Amsterdam gestellt und an Italien ausgeliefert worden. Die Behörden wollen das Mafia-Trio jetzt wegen Mordes anklagen, berichtete die Polizei Duisburg, die zwei Ermittler nach Italien geschickt hatte.
DNA-Spuren nachgewiesen
Gegen den bereits in Haft sitzenden 37-jährigen N., der als erster Ende 2008 in Amsterdam gefasst und ausgeliefert wurde, erweiterten die italienischen Behörden den bisherigen Haftbefehl auf den Fall der Duisburger Morde. Ein Kronzeuge hatte in Italien ausgesagt, dass N. sich gebrüstet habe, der Drahtzieher gewesen zu sein. Er habe sich verärgert gezeigt, dass in den Medien immer wieder S. als Hauptverdächtiger bezeichnet wurde. S. war vier Monate nach N. den Fahndern des BKA ebenfalls in Amsterdam ins Netz gegangen.
Dieses Trio habe die Mordtat ausgeführt, erklärte Renato Cortese, Chef des in San Luca eingesetzten mobilen Polizeikommandos. Ihre DNA-Spuren sollen - wie auch die von S. - nach den Angaben am Tatort nachgewiesen worden sein. Lange Zeit galten S. und N. als alleinige Schützen. N. kamen die Fahnder über abgehörte Telefongespräche auf die Spur.
Alte Blutfehde
In Gesprächen mit S. wurde er als "Dummkopf" bezeichnet, der bei der Tat Spuren hinterlassen habe und deswegen noch lebenslänglich ins Gefängnis wandern werde. Eine alte Blutfehde zwischen zwei 'Ndrangheta-Familienclans hatte Mitte August 2007 zum Massaker vor einem Restaurant in Duisburg geführt. Es war die Rache für den Mord an Maria S. am 1. Weihnachtstag 2006 in San Luca. Nach der Bluttat war den Tätern die Flucht nach Gent in Belgien gelungen, wo sie untertauchten.
Lob für internationale Zusammenarbeit
Die italienische Regierung und das nordrhein-westfälische Innenministerium feiern den Schlag gegen die 'Ndrangheta als Erfolg des Kampfes gegen die Mafia. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft von Reggio Calabria hat ausdrücklich die Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden gewürdigt. NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) lobte die Hartnäckigkeit der Fahnder beider Länder. Der Fahndungserfolg zeige, dass Entschlossenheit und Besonnenheit der Polizei zum Ziel führten, sagte Wolf. "Wir waren den Tätern auf der Spur, ohne Details auszuplaudern. Wer zu viel über Ermittlungen in der Organisierten Kriminalität redet, spielt den Tätern in die Karten", erklärte der Minister.
Nach der Tat hatte die deutsche Polizei mit großem Aufwand nach den Tätern gefahndet. Beamte des LKA Düsseldorf und des BKA unterstützten die Arbeit der Mordkommission in Duisburg. Über den gesamten Zeitraum der Ermittlungen standen die Polizei und die Staatsanwaltschaft Duisburg in enger Verbindung mit den italienischen Strafverfolgungsbehörden. Insgesamt umfassten die Ermittlungsakten über 100.000 Seiten.