Zwei Wochen nach den Mafia-Morden in Duisburg habe er sich in Italien mit Kollegen ausgetauscht und die Einrichtung der Arbeitsgruppe zwischen dem BKA und der zentralen Stelle in Rom vereinbart, sagte Ziercke dem Nachrichtenmagazin "Focus". Durch die Task-Force sollen sowohl die in Italien erarbeiteten strategischen Ansätze zur Bekämpfung der Mafia als auch Fallinformationen in noch dichterer Folge ausgetauscht werden. "Ziel ist es, Verbindungen italienischer Clans zu Familienmitgliedern in Deutschland weiter aufzuhellen", sagte Ziercke in dem am Samstag (01.09.2007) vorab veröffentlichten Interview. Er hoffe auch auf neue Erkenntnisse zur Schutzgelderpressung in Deutschland.
Fahndung nach 28-Jährigem
Unterdessen fahndet die Polizei weiter nach einem 28-jährigen Italiener aus dem niederrheinischen Kaarst. Der Mann soll den Anschlag in Duisburg geplant haben. Er ist ein Verwandter der Frau des Mafiabosses Giovanni N.. Sie war Weihnachten 2006 im kalabrischen San Luca ermordet worden. Der nun Tatverdächtige sei bereits bei deren Beerdigung von der italienischen Polizei kontrolliert und festgenommen worden, weil er eine Schusswaffe mit sich geführt habe, teilte die Polizei am Freitag (31.08.2007) in Duisburg mit. Deswegen habe er bis Mitte des Jahres in Italien in Haft gesessen.
Jetzt hätten sich Anhaltspunkte ergeben, dass er den sechsfachen Mord mit geplant habe. Wie er genau in den Anschlag verwickelt sei, sei noch unklar, sagte ein Sprecher. Nach früheren Angaben italienischer Behörden könnte die Tat von Duisburg verübt worden sein, um den Mord an der Frau zu rächen.
10.000 Euro Belohnung
Bei den Durchsuchungen der Polizei in der vergangenen Woche in Kaarst habe sich im Fall der Morde von Duisburg ein Tatverdacht gegen den 28-Jährigen ergeben, hieß es weiter. Es steht offenbar fest, dass sich der Mann seit dem 8. August in Deutschland aufgehalten hat. Am 10. August hat er ein Auto gemietet - einen schwarzen Renault Clio mit Hamburger Kennzeichen. Nach dem Wagen wird gefahndet.
Die Wohnung des Tatverdächtigen in Kaarst war am 24. August von der Polizei durchsucht worden. Sie habe ausgesehen, als sei sie fluchtartig verlassen worden, sagte die Polizei. Aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse hat die Staatsanwaltschaft Duisburg beim Amtsgericht Duisburg Haftbefehl gegen den Mann beantragt, der am Freitag (31.08.2007) erlassen wurde. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Mannes führen, wurde eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt.
Süditalienisches San Luca im Visier
Der Italiener, der mit einem Fahndungsfoto gesucht wird, ist laut Polizei im niederrheinischen Kaarst gemeldet und stammt aus der Nähe von San Luca. Das süditalienische Dorf ist auch die Heimat von fünf der sechs Getöteten. Die italienische Polizei hatte hier am Donnerstag (30.08.2007) 32 mutmaßliche Mafiamitglieder festgenommen. Sie sollen in eine blutige Familienfehde des Ortes verwickelt sein. Die Täter von Duisburg sollen aber nicht unter den Festgenommenen sein. Bei der 120-köpfigen Mordkommission in Duisburg gingen bislang mehr als 500 Hinweise ein.
"Zelle der 'Ndrangheta in Duisburg"
Der Mord in Duisburg geschah in der Nacht zum 15. August vor dem italienischen Restaurant "Da Bruno" in der Nähe des Hauptbahnhofes. Das Lokal stand nach Angaben italienischer Ermittler schon lange unter Beobachtung, weil sich dort einflussreiche Mitglieder der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta getroffen haben sollen. Nach Ansicht des italienischen Oberstaatsanwalts Pietro Grasso hat sich in Duisburg mindestens eine Zelle der 'Ndrangheta gebildet. Der Clan verfüge wie in San Luca über Mitglieder und Logistik, sagte der Staatsanwalt im WDR-Hörfunk. Zudem sei es möglich, dass auch die verfeindete Familie ihre Basis in Duisburg habe. Nur so lasse sich der Ausbruch von offener Gewalt zwischen den beiden Clans außerhalb von San Luca erklären.