Fragebogen zum Zensus 2011, Hand hält Kugelschreiber

Die Meinung der WDR.de-User über den Zensus

Bürgerpflicht oder Staatsschnüffelei?

Stand: 09.05.2011, 13:43 Uhr

Am Montag (09.05.2011) hat in Deutschland die erste Volkszählung seit 24 Jahren begonnen. Damals gingen die Menschen auf die Straße, heute ist die Situation entspannter. Kritiker gibt es dennoch - genauso wie Befürworter.

20.000 Interviewer sind seit Montagmorgen (09.05.2011) in NRW unterwegs, um 1,5 Millionen Einwohner zu befragen. Parallel dazu erhalten mehr als vier Millionen Eigentümer von Gebäuden und Wohnungen einen Fragebogen. Doch die Mehrheit der WDR.de-User, die ihre Einstellung zur Volkszählung in unserem Gästebuch kommentiert haben, hält den Zensus für überflüssig. So bezeichnet User "didi" die "Datensammelwut" der Regierung als "unverschämt". Für "Michi" steht der Zensus in einer Reihe mit "Vorratsdatenspeicherung, Kennzeichenerfassung, Erfassung biometrischer Daten, Gesundheitskarte, Bundestrojaner, Personalausweis mit RFID-Chip, elekronischem Gehaltsnachweis, Aufweichung des Bankgeheimnisses, und so weiter und so fort". Er kündigte einen Boykott an, falls die Interviewer bei ihm auftauchen sollten. Damit ist er nicht alleine. "Meine Tür bleibt zu" - so und ähnlich kommentieren mehrere User einen möglichen Besuch eines Volkszählers. "wjh51" will gar eine "Flugschule" eröffnen: "Die lernen ganz schnell, wie man rausfliegt."

"Was will man aus den Daten überhaupt herauslesen?"

Doch es gibt nicht nur Kritik an der Erhebung. So schreibt "Pater Noster": "Als Bürger dieses Staates habe ich die Pflicht, an einer Volkszählung teilzunehmen. Ich genieße alle Leistungen innerhalb dieses Landes, also gibt es auch Dinge, zu denen ich verpflichtet bin. Auch wenn mir diese nicht zu 100% schmecken." Für ihn herrscht hierzulande ein "seltsames Demokratieverständnis". Seine Forderung: "Jeder, der sich verweigert, sollte keinerlei Anspruch auf irgendwelche Leistungen dieses Staates mehr haben." User "Zähler" kommentiert: "Wenn durch Überwachungs-/Abhörmaßnahmen ein Terrorist festgenommen wird, jubelt alles. Nur selber will bloß nichts Preis geben. "Heuchlerei!!!" Hausbesitzer "Pillepalle" hat schon einen Bogen ausgefüllt und wundert sich über die "Allerweltsfragen", die dort gestellt werden: "Irgendwie frage ich mich, was man aus diesen mageren Daten überhaupt herauslesen will."

"Wer soziale Netzwerk nutzt, soll sich nicht beschweren"

Ein Verweis, der immer wieder genannt wird, bezieht sich auf die freiwillige Abgabe von Daten. So hält es "Statist" für schizophren, dass viele Menschen freiwillig Daten für Bonuskarten, bei Facebook oder Wer-kennt-wen hinterlegten, bei der Volkszählung aber auf die Barrikaden gingen. Noch drastischer sieht es "frühaufsteher": " Wer bei Facebook und Co. angemeldet ist und sich über den Besuch vom Zensus aufregt, gehört in eine Heilanstalt!" Dem widerspricht allerdings User "Horst": "Der Unterschied zu Facebook und Co. ist ganz klar! Dort gebe ich meine Daten freiwillig ein und bin selber schuld, wenn damit Schindluder getrieben wird. Der Zensus ist hingegen verpflichtend und muss beantwortet werden." Am Beispiel Sony, so Horst weiter, sehe man ganz deutlich, dass niemand die Sicherheit von Daten garantieren könne.

Durch Sonne wird der gläserne Mensch etwas bunter

Laut einer Umfrage von tagesschau.de haben knapp 60 Prozent der Befragten Vorbehalte gegen die Volkszählung. User "NEIN!" würde sogar soweit gehen, für einen Boykott "ein paar hundert Euro Bußgeld" in Kauf zu nehmen. "Demokratin for ever" verweist auf die Geschichte und die Veränderungen seit der letzten Volkszählung: "1987 sind hier die Leute noch auf die Straße gegangen, um dagegen zu demonstrieren. Sie hatten Angst vor dem gläsernen Bürger. Doch diese Angst ist heute völlig unbegründet, denn wir sind bereits gläsern." Ein Argument, das immer wieder zu hören ist: Wieso braucht die "Datenkrake Staat" (User "Oskar") noch mehr Informationen über die Bürger? "Jacky H." kann dem Dasein als "gläserner Mensch" jedoch auch Vorteile abgewinnen: "Jeder hat über jeden den absoluten Durchblick. Und last not least brechen die Sonnenstrahlen in allen Spektralfarben durch den gläsernen Menschen und machen ihn somit auch noch etwas bunter."