Ein "Glücksfall" vor Gericht
WCCB-Investor muss sich verantworten
Stand: 30.09.2011, 10:38 Uhr
Einst wurde er als "Glücksfall für Bonn" gefeiert, jetzt steht er dort vor Gericht: Man-Ki Kim, der das World Conference Centre (WCCB) bauen sollte, ist wegen Betrugs angeklagt. Am Freitag (30.09.2011) hat der Prozess begonnen.
Von Marion Kretz-Mangold
Es war ein Projekt, an das die Bonner große Hoffnungen knüpften: ein Kongresszentrum mit angeschlossenem Hotel, mitten im alten Bundesviertel gelegen, der ideale Ort für hochrangige Konferenzen von UNO und Parteien. Das sollte der ehemaligen Bundeshauptstadt Ansehen und internationales Flair verschaffen. 2003 wurde der Beschluss gefasst, der Bau drei Jahre später begonnen - und bis heute nicht vollendet. Denn die Stadt scheint auf der Suche nach einem Investor einem Betrüger aufgesessen zu sein: Man-Ki Kim aus Südkorea hatte offensichtlich nie genug Kapital, das World Conference Center (WCCB) tatsächlich zu errichten. Möglicherweise mangelte es ihm nicht nur am Geld, sondern auch am Willen. Aber das dämmerte den Verantwortlichen erst, als die Bau- und Planungskosten explodierten, Handwerksbetriebe auf ihren Rechnungen sitzenblieben. Die Kredite wurden gekappt, eine Verhaftungs- und Insolvenzwelle rollte an. Schließlich wurde die Baustelle ganz stillgelegt - und verschlingt Monat für Monat mehrere Hunderttausend Euro unter anderem für Heizkosten und den Wachdienst.
Ein kompliziertes Geflecht von Firmen und Transaktionen
Wie es dazu kommen konnte, glauben die Ermittler zu wissen. 700 Tage haben sie gebraucht, um das komplizierte Geflecht von Firmen, Personen und Aktionen zu entwirren und Tausende von Aktenordnern mit den Ergebnissen zu füllen. Vereinfacht ausgedrückt soll sich Kim den Auftrag erschlichen haben, indem er vorgab, hinter seiner SMI Hyundai stehe der große und finanzstarke Autobauer aus Korea - was nicht der Fall war. Dann, als er den Zuschlag bekommen hatte und Geschäftsführer der neugegründeten Firma "United Nations Congress Center" war, die das Projekt realisieren sollte, beschaffte er sich Geld: einen Millionenkredit von der Sparkasse KölnBonn, für den die Stadt bürgte, Fördermittel des Landes und Kredite von ausländischen Investoren. Gebaut wurde unterdessen nur wenig oder zu überhöhten Preisen, stattdessen flossen viele Kredit-Millionen ins Ausland auf Kims Konten.
Betrug in zwölf Fällen nennen die Ankläger das. Bestechung, Untreue und Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung. Die Details der Machenschaften haben sie auf 200 Seiten aufgelistet, eine Anklageschrift, die auch deswegen so umfangreich ist, weil Kim nicht allein gehandelt haben soll. Rechtsanwalt Michael Th., damals für die Stadt auf der Suche nach einem Investor, soll laut Anklage gegen Geld mit einem falschen Gutachten dafür gesorgt haben, dass die SMI Hyundai den Auftrag bekam. Kims Landsmann und Partner Ha-Sung Ch. soll unter anderem für Th.s Bestechung verantwortlich gewesen sein. Schließlich Wolf-Dittrich T., ein weiterer Anwalt, der nach Angaben der Ankläger mit wahrheitswidrigen Angaben geholfen haben soll, einem der ausländischen Investoren einen Kredit abzuringen. Sie alle sitzen nun im Landgericht auf der Anklagebank.
Wer wusste was bei der Stadt?
Welches Strafmaß sie erwarten könnte, ist noch nicht klar. Der Sprecher des Landgerichts geht von "mehrjährigen Haftstrafen" aus, vorausgesetzt, die Richter folgen der Anklage. Die Chancen dafür sind nicht schlecht: Schließlich hat Kim, der sich in die USA abgesetzt hatte und dort von den Ermittlern aufgespürt worden war, "sehr umfänglich" ausgesagt, wie Oberstaatsanwalt Fred Apostel bestätigt. Am Freitag (30.09.2011) hat der Prozess vor der Wirtschaftsstrafkammer mit der Verlesung der Anklageschrift begonnen. Nach 29 Prozesstagen, im Januar 2012, sollen die Urteile gefällt werden. Die Ermittlungen laufen aber weiter: Wer was bei der Stadt wusste und vielleicht sogar in die Machenschaften verstrickt war, ist noch lange nicht klar.