Rauminstallation wird Versicherungsfall
Reinigungskraft putzt Kunstwerk kaputt
Stand: 03.11.2011, 16:53 Uhr
Ein Kalkfleck, so suggeriert es uns die Werbung, gehört beseitigt. Das dachte sich wohl auch eine Reinigungskraft im Dortmunder Museumsstandort "U". Nun ist der Fleck weg und der Schaden groß: Er war Bestandteil einer auf 800.000 Euro geschätzten Rauminstallation.
Eine Restauratorin des Museums Ostwall hält es für ausgeschlossen, das Werk "Wenn's anfängt durch die Decke zu tropfen" wieder in den Ursprungszustand zurück zu versetzen. Dies dürfte auch allein deshalb schwierig werden, weil der Künstler, Martin Kippenberger, bereits 1997 verstorben ist. Ein zentraler Bestandteil des 1987 von ihm geschaffenen Holzplattenturms ist ein Gummitrog, dessen Oberfläche diverse Kalkablagerungen aufwies. Bis zum 20. Oktober 2011. An diesem Tag machte sich die Putzfrau einer Fremdfirma mit zweifelhaftem Erfolg an der Rauminstallation, genauer gesagt am Gummitrog zu schaffen.
Wurden Mitarbeiter falsch geschult?
Dagmar Papajewski, als Stadtpressesprecherin für das Museum im "U" zuständig, bestätigte am Donnerstag (03.11.2011) den Vorfall und die Einschätzung der Restauratorin. Normalerweise seien die Reinigungskräfte angewiesen, "sich von allen Kunstwerken fernzuhalten". Dies sei offenbar missachtet worden. Es müsse nun geklärt werden, "inwieweit die beauftragte Reinigungsfirma ihre Mitarbeiter geschult" habe. Die Versicherung der Reinigungsfirma sei bereits eingeschaltet, die Versicherung des Museums werde den genauen Schaden schätzen.
Kippenberger-Kunstwerk gehört einem Privatsammler
Geschädigter ist jedoch nicht das Museum selbst, sondern ein Sammler, der nicht genannt werden möchte. Er hatte das Kippenberger-Werk dem Dortmunder Museum erst Anfang des Jahres als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. "Der war natürlich nicht sonderlich erfreut, als er vom Museum über den Vorfall informiert wurde", berichtet Dagmar Papajewski.
Fett und Badewanne mussten auch schon leiden
Joseph Beuys arbeitete gerne mit Fett
Immer mal wieder mussten Kunstwerke in den vergangenen Jahrzehnten unter mangelnder Sachkenntnis leiden. Am bekanntesten ist ein Vorfall aus dem Jahr 1986, als Reinigungspersonal in der Düsseldorfer Kunstakademie die berühmte Fettecke von Joseph Beuys wegkratzte. Das Land NRW leistete dafür 40.000 DM Schadensersatz. Beuys war auch 1973 Leidtragender, als eines seiner Kunstwerke aus Unwissenheit zerstört wurde. Damals war eine von ihm mit Heftpflastern und Mullbinden ausgestattete Badewanne gereinigt und anderweitig verwendet worden.
Wie groß der Schaden im aktuellen Dortmunder Fall wirklich ist, kann übrigens jeder Kunstinteressierte selbst beurteilen. "Wenn’s anfängt durch die Decke zu tropfen" ist auch ohne Kalkflecken weiterhin Bestandteil der Dauerausstellung im Dortmunder "U".