Sommer-Unwetter zog über NRW
Entspannung nach "Cathleen"
Stand: 27.08.2010, 20:55 Uhr
Nachdem das Regentief "Cathleen" am Freitag (27.08.2010) im Norden NRWs mit extremen Schauern und heftigen Sturmböen für Chaos gesorgt hat, können die Helfer und Bewohner langsam wieder aufatmen. Das Tief zieht ab, zum Wochenende entspannt sich die Lage wieder.
Richtig gute Aussichten hat das WDR-Wetterstudio jedoch nicht parat: "Es wird unbeständig", bedauert Roland Vögtlin. In der Nacht zu Samstag (28.08.2010) bleibe es zwar vielerorts trocken, das Wochenende werde aber tagsüber immer wieder Schauer bringen, so der Meteorologe. Und kühler wird's auch, am Sonntag werden tagsüber nur 15 bis 18 Grad erreicht. Bis zum Anfang der neuen Woche wird sich die Sonne nur selten blicken lassen, vielerorts wird es in den kommenden Tagen immer wieder schauerhaft regnen. Da die Böden derzeit kaum noch Regen aufnehmen können, ist deshalb nur langsam mit einer Entspannung der Lage zu rechnen - besonders im Norden NRWs, wo noch bis Freitagnachmittag (27.08.2010) das Regentief "Cathleen" gewütet hat.
Über 4.000 Helfer im Einsatz
Die Schäden, die "Cathleen" dabei angerichtet hat, sind beachtlich: In Rheine drohte in der Nacht zu Freitag ein Regenrückhaltebecken zu bersten und damit ein Industriegebiet zu überfluten. In Horstmar stand ein Haus am Hang zunächst in Gefahr, unterspült zu werden und wurde deshalb gesichert. Bei einem Fahrradgroßhandel in Rheine sind Teile des Daches eingestürzt. Auf einer Weide bei Steinfurt drohte Vieh zu ertrinken, die Kühe konnten jedoch gerettet werden. Im münsterländischen Emsdetten waren auf einem Friedhof wegen des Dauerregens ein Viertel der Gräber abgesackt. Grabsteine kippten um, sagte der Sprecher einer ortsansässigen Gärtnerei. Viele Keller liefen voll, Straßen wurden überschwemmt. In Steinfurt fiel eine Kläranlage aus, für die Anwohner wurden mobile Toiletten aufgestellt, um der Kanalisation kein weiteres Abwasser zuzuführen.
Nach Angaben des NRW-Innenministeriums waren insgesamt 4.200 Einsatzkräfte der freiwilligen Feuerwehren sowie zahlreicher anderer Hilfsorganisationen im Einsatz. Allein in den Regierungsbezirken Münster und Detmold mussten die Helfer zu 4.000 Einsätzen ausrücken.
Bahnverkehr behindert, Autobahn war gesperrt
Die Wassermassen haben auch den Bahnverkehr im Münsterland teilweise gestört: Mehrere Strecken waren für Stunden nicht befahrbar. Am Freitag war die Strecke zwischen Osnabrück und Rheine sowie zwischen Coesfeld und Gronau gesperrt. Das Stellwerk im Bahnhof Esch bei Ibbenbüren war außer Betrieb und die Oberleitung auf der Strecke stromlos. Die Schienen seien teilweise überflutet, teilte die Bahn mit und richtete zwischen Osnabrück und Rheine einen Busnotverkehr ein. Auch die Westfalenbahn verkehrte zwar von Osnabrück bis Rheine, allerdings "mit erheblichen Verspätungen durch die herabgesetzten Geschwindigkeiten", wie die Bahn mitteilte.
Auch der Autoverkehr war beeinträchtigt: Auf der A2 bei Bielefeld verlor ein Autofahrer wegen des heftigen Regens die Kontrolle über sein Fahrzeug und verursachte einen Unfall. Drei Menschen wurden dabei schwer verletzt. Die A2 war in Richtung Hannover stundenlang gesperrt. Der Schaden liegt bei 100.000 Euro.
"Rekordverdächtige Ausmaße"
Nach Angaben des WDR-Wetterstudios hatten die Regenmengen im Münsterland "rekordverdächtige Ausmaße". Der August 2010 sei im Raum Münster der nasseste seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1891. Aktuell liege die Augustsumme bei 204 Litern pro Quadratmeter. Rekordhalter davor war der August im Jahr 1924 mit 198,3 Litern pro Quadratmeter. Ursache des Starkregens, den das Tiefdruckgebiet "Cathleen" brachte, war eine Luftmassengrenze über der Mitte Deutschlands: sehr warme Subtropikluft über Süddeutschland traf auf maritime kühle Luft über Norddeutschland.
Die Regenmengen
Im einzelnen wurden innerhalb von 29 Stunden am 26.08.2010, 00.00 Uhr und 27.08.2010, 05.00 Uhr folgende Regenmengen gemessen, die Angaben sind in Litern pro Quadratmeter:
- 187,5 - Steinfurt
- 167,0 - Steinfurt-Burgsteinfurt
- 158,1 - Ahaus
- 154,4 - Emsdetten
- 144,6 - Lübbecke
- 142,8 - Münster/Osnabrück
- 132,7 - Ibbenbüren
- 123,3 - St. Arnold
- 118,2 - Lienen-Kattenvene
- 116,3 - Werther
- 115,3 - Porta Westfalica
- 114,3 - Gronau
- 112,4 - Espelkamp-Isenstedt
- 111,9 - Enger
- 110,6 - Legden
- 108,5 - Hörstel