Schüler wegen versuchten Mordes verurteilt
Achteinhalb Jahre für Kassandras Peiniger
Stand: 28.04.2010, 13:59 Uhr
Der minderjährige Täter ist zu achteinhalb Jahren Jugendhaft verurteilt worden. Das Landgericht in Wuppertal sprach den Schüler wegen versuchten Mordes an der neunjährigen Kassandra schuldig.
Das Landgericht Wuppertal sah es am Mittwoch (28.04.2010) als erwiesen an, dass der Schüler das Mädchen aus Velbert am Abend des 14. September 2009 nach der Schulaufgabenbetreuung abgepasst hatte. Mit der Faust schlug der Jugendliche die Neunjährige zu Boden. Dann nahm er einen Betonstein und schlug auf den Kopf des Kindes, um es zu töten und dadurch unentdeckt zu bleiben. Das bewusstlose Mädchen schleifte er zum Kanalschacht und stieß es eineinhalb Meter in die Tiefe. Aus der Höhe ließ er vier bis zu 19 Kilogramm schwere Steine auf den Kopf des Kindes fallen, um sicher zu gehen, sein Opfer ermordet zu haben. Er zog den Deckel über den Schacht und tarnte das Versteck mit Ästen. Ein Suchhund hatte Kassandra Stunden später gewittert. Im Krankenhaus konnte das Kind nur durch eine Notoperation gerettet werden.
Geständnis nach monatelangem Schweigen
Der Schüler war nach Hinweisen aus der Bevölkerung festgenommen worden, stritt die Tat aber ab. Die Staatsanwaltschaft konnte sich lediglich auf DNA-Spuren stützen, da das Opfer sich an die Tat nicht mehr erinnern konnte. Am ersten Tag des Prozesses (07.04.2010), der weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, legte der 15-Jährige überraschend ein Geständnis ab, was den Prozess stark abkürzte.
Wegen der außergewöhnlichen Brutalität des voll schuldfähigen Jungen ging das Gericht über das vom Staatsanwalt geforderte Strafmaß von sieben Jahren und zehn Monaten hinaus. Mit achteinhalb Jahren blieb die Kammer nur wenig unter der Höchststrafe von zehn Jahren. Verteidigerin Astrid Denecke hatte fünf Jahre gefordert und erwägt nun, gegen das aus ihrer Sicht "sehr harte Urteil" in Revision zugehen. Ihr Mandant habe den Schuldspruch "relativ gefasst" aufgenommen. Er sei völlig regungslos gewesen, sagte ein anderer Prozessteilnehmer.
Kassandras Eltern, die der halbstündigen Urteilsbegründung im Schwurgerichtssaal beiwohnten, seien mit dem Urteil zufrieden und könnten nun hoffentlich etwas Ruhe finden, sagte Nebenklage-Vertreter Holger Boden. Kassandra konnte erst zwei Monate nach der Tat das Krankenhaus verlassen. Seitdem ist sie in psychologischer Behandlung.