Bei der Fédération Internationale de Football Association (Fifa) herrsche überall und jederzeit Korruption. Davon ist Mal Brenan überzeugt. "Wo auch immer man hinter die Kulissen schauen kann, beginnt das Lügen, das Betrügen und das Stehlen", sagt der ehemalige Delegierte des Weltfußballverbands der USA. "Es gibt Mittel und Wege, dass ein paar wenige Spitzenfunktionäre sich bereichern können. Das habe ich beobachtet, weil ich ein Teil des Systems war."
Auch der Blick der Experten von außen ist nicht unbedingt milder. "Wir reden hier nicht von Fußball", sagt etwa der Sportreporter der "Süddeutschen Zeitung", Thomas Kistner, der auch das Buch "Fußballmafia Fifa" verfasst hat. "Wir reden hier von einem Industriebetrieb." Dabei beginnt alles mit einer idealistischen Grundidee.
Mit der WM zum Großkonzern
Gründungsmitglieder der Fifa sind der französische Sportjournalist Robert Guérin und der Holländer Carl Anton Wilhelm Hirschmann. Sie glauben an die Völker verbindende Kraft des Ballsports. Am 21. Mai 1904 setzen sie sich mit Gleichgesinnten zusammen, um das nachbarliche Miteinander im Fußball zu fördern. Der Deutsche Fußballbund (DFB) tritt der Vereinigung noch am selben Tage bei. Kommerzielle Erwägungen spielen dabei keine Rolle.
Internationale Fußballturniere finden im Fußball bis 1930 nur im Rahmen der Olympischen Spiele statt. Dann veranstaltet die Fifa die erste offizielle Fußball-WM in Montevideo, zu der aus Europa Frankreich, Belgien, Rumänien und Jugoslawien kommen. Vor allem der Franzose Jules Rimet, der die Fifa ab 1921 über 30 Jahre führt, macht aus der Fußball-WM ein Großereignis.
Horst Dassler erkennt das Werbepotential
Die Übertragung von Fußballspielen per TV in die heimischen Wohnzimmer macht die Fifa und ihre Veranstaltungen auch für die Sportartikelindustrie interessant. In den 60er Jahren entdeckt Horst Dassler von Adidas das Werbepotenzial. Zunächst versucht er, einzelne Sportler für sich zu gewinnen, später dann, ihm wohlgesonnene Fifa-Funktionäre zu etablieren.
1974 wird sein Favorit Joao Havelange Fifa-Präsident. Fortan dominieren Dasslers drei Streifen die Fußballwelt. Dasslers Schweizer Vermarktungsfirma ISL erhält selbst dann im Marketing und bei den Fernsehrechten den Zuschlag, wenn andere Firmen mehr zu zahlen bereit sind.
Einem Golfklub gleichgestellt
Insgesamt soll Havelange rund 130 Millionen US-Dollar Schmiergeld angenommen haben: Zahlungen, von denen auch der seit 1998 amtierende Fifa-Präsident Sepp Blatter gewusst haben soll. Schon bei seiner Wahl sollen Briefumschläge voller Geldscheine den Besitzer gewechselt haben, später wird ihm immer wieder vorgeworfen, korrumpierbar zu sein – so etwa bei der Vergabe der Fußball-WM 2012 an die autokratische Monarchie Katar.
Strafverfolgung müssen allerdings weder er noch die Fifa fürchten. Der Weltfußballverband mit Firmensitz in Zürich ist ein einfacher Verein nach schweizerischem Privatrecht und demnach einem kleinen Golfklub rechtlich gleichgestellt.
Stand: 21.05.2014
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 21. Mai 2014 ebenfalls an die Gründung der Fifa. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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