Martin Cooper hat eine Vision. Es ist eine ungeheuerliche Vision, die nur in Comic- und Sciencefiction-Filmen wie "Star Trek" oder "Dick Tracy" möglich ist. Martin Cooper will ein kabelloses Telefon entwickeln, mit dem man bequem von überall aus telefonieren kann.
"Die wahre Inspiration war Dick Tracy", wird sich Cooper, damals Ingenieur bei einer kleinen Chicagoer Firma namens Motorola, später erinnern. "Dick Tracy hatte ein Telefon in seiner Armbanduhr. Wir versuchten jahrelang, das nachzubauen, aber es wäre über die technischen Möglichkeiten der Zeit hinausgegangen. Captain Kirk dagegen hatte ein Aufklapphandy – so etwas gab es in den 80er Jahren dann tatsächlich."
Das Gerät, das Cooper entwickelt, hat mit einem modernen Aufklapphandy allerdings noch wenig zu tun. Es ist breit wie ein Ziegelstein, sodass auf der Rückseite die Bedienungsanleitung angebracht werden kann. Es hat eine dicke Gummiantenne und ist ansonsten völlig schnörkellos. Denn das Motorola Dynatac 8000, das am 21. September 1983 für den Handel zugelassen wird, kann nur telefonieren.
Das Auto wird gesprächig
Der Traum vom mobilen Telefonieren ist rund hundert Jahre alt. 1926 etwa können Erste-Klasse-Passagiere der deutschen Reichsbahn zwischen Hamburg und Berlin aus dem fahrenden Zug heraus Ferngespräche führen. Erste kommerzielle Autotelefone kommen in den USA ebenfalls Ende der 20er Jahre auf den Markt.
In Deutschland können rund 10.000 betuchte Kunden wie Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) ab 1958 über das „öffentliche bewegte Landfunknetz A" aus dem Wagen heraus telefonieren. Vorher ist es allerdings nötig, dem Fräulein vom Amt mitzuteilen, wann man von einem Funkbereich in einen anderen wechselt, damit diese die Leitungen umstöpseln kann.
Zu teuer für die Allgemeinheit
Während der mächtige Telefonkonzern "American Telephone and Telegraph Company" (AT&T) seine Kräfte darauf konzentriert, das Monopol in der Autotelefonsparte zu erringen, setzt der Winzling Motorola mit Martin Cooper auf Geräte, die von Autos unabhängig sind. Im April 1973 präsentiert der Ingenieur erstmals einen Prototypen in der Öffentlichkeit: Mitten in Manhattan stehend, erzählt Cooper am Handy ausgerechnet seinem Ingenieurspendant bei AT&T von seinem Coup.
Zehn Jahre dauert es noch, bis in den USA ein Mobilfunksystem zugelassen und installiert werden kann, dann kommt das Motorola Dynatac 8000 in den Handel. Auf dem Golfplatz, der eigenen Motoryacht oder der firmeneigenen Großbaustelle könne man mit dem ersten kommerziellen Handy erreichbar sein: So jedenfalls vermittelt es die damalige Werbung. Das Zielpublikum ist damit klar abgesteckt: Das Motorola Dynatac 8000 kostet 4.000 Dollar.
Stand:21.09.2013
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 21. September 2013 ebenfalls an das erste komerzielle Handy. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.