Stichtag

14. Juli 1881 - Das erste deutsche Telefonbuch erscheint

Am Anfang steht eine Innovation: In den USA baut der Brite Alexander Graham Bell 1876 das erste funktionsfähige Telefon. Im Jahr darauf erhält Heinrich von Stephan, Generalpostmeister des Deutschen Reichs, zwei Bell-Apparate zu seiner Verfügung. Kurz darauf probiert er die Fernsprecher in Berlin aus: zwischen den Amtszimmern des Generalpostmeisters und dem Chef des Generaltelegraphenamtes. Auch Reichskanzler Otto von Bismarck und Kaiser Wilhelm I. sind begeistert. In der Bevölkerung hingegen gilt die neue Technik zunächst als "amerikanischer Schwindel". Die Suche nach "Personen, die sich des Fernsprechers bedienen wollen", verläuft schleppend. Mit nur acht angeschlossenen Häusern wird im Januar 1881 in der Reichshauptstadt die erste Telefonvermittlungsstelle getestet.

"Hier Amt, was beliebt?"

Als die Berliner Börse sich einige Telefonleitungen legen lässt, steigt das Interesse - vor allem bei Banken, Unternehmen und Hotels. Im April 1881 kann die Telefonvermittlung schließlich starten. Sie ist täglich zwischen acht und 23 Uhr erreichbar. Im ersten deutschen Telefonbuch, das am 14. Juli 1881 in Berlin erscheint, sind knapp 200 Einträge verzeichnet. Es enthält neben Namen und Telefonnummern auch eine "Anweisung zur Benutzung der Fernsprecheinrichtung": "Zu einer guten Verständigung ist kein sehr lautes, wohl aber ein deutliches und nicht zu langsames Sprechen erforderlich." Es folgt eine genaue Anweisung, was zu tun ist, wenn "Theilnehmer A mit Theilnehmer B" sprechen möchte und sich die Dame von der Vermittlung meldet mit: "Hier Amt, was beliebt?"

Luxusgut Telefonanschluss

Dem "Verzeichnis der bei der Fernsprecheinrichtung Betheiligten" geben die Berliner einen eigenen Namen: "das Buch der Narren". Denn auch wenn sich allmählich immer mehr Haushalte einen Telefonanschluss einrichten lassen, können sich diesen Luxus zu Anfang nur Begüterte leisten. Ein Anschluss kostet pauschal 200 Reichsmark pro Jahr. Zum Vergleich: Eine Wohnung mit zwei beheizbaren Zimmern kostet damals rund zehn Reichsmark im Monat. Doch bereits im Mai 1889 wird in Berlin der zehntausendste Telefonanschluss in Betrieb genommen.

Heute gibt es in Deutschland rund 55 Millionen Festnetzanschlüsse und 69 Millionen Mobilanschlüsse. Doch nur knapp jeder vierte Teilnehmer ist im Telefonbuch verzeichnet. Trotzdem werden jährlich etwa 28 Millionen Telefonbücher gedruckt: 130 verschiedene Ausgaben für ganz Deutschland.

Stand: 14.07.2011

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