Im Jahr 1948 startet das Museum of Modern Art einen "Billigmöbel-Wettbewerb", der günstige Materialien und Produktionsverfahren mit anspruchsvollem Design für eine moderne Inneneinrichtung verbinden soll. Charles Eames ist die Ausschreibung wie auf den Leib geschrieben. "Das Meiste vom Besten möglichst günstig und für alle" – so lautet sein Lebensmotto.
Ergebnis der Herausforderung sind die "Plastic Chairs": Kunststoffschalenstühle mit einem stabilen Drahtgeflecht, die sehr filigran wirken und in denen man dank der anschmiegsamen, aus einem Stück gegossenen Sitzschalen auch noch gerne Platz nimmt.
Erfahrung sammeln mit Beinschienen
Geboren wird Eames am 17. Juni 1907 in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri, wo er auch Architektur studiert. 1930 eröffnet er sein eigenes Architekturbüro. Seine große Leidenschaft aber gilt von Anfang an dem Entwurf von Alltagsgegenständen.
Ende der 30er Jahre lernt Eames die Malerin Ray Kaiser kennen, die er 1941 heiratet. Gemeinsam geht das Paar nach Kalifornien. Ihr "Eames Office" auf dem Washington Boulevard in Los Angeles wird schon bald zu einer der angesagtesten Adressen der Design-Welt.
Schon früh versucht Eames, Schichtholz zu bequemen Sitzmöbeln dreidimensional zu verformen; hierfür entwickelt er einen eigenen Dampfofen. Statt Stühlen aber formt der Designer im Zweiten Weltkrieg zunächst Beinschienen aus Sperrholz, die sich dem Körper anpassen. Rund 150.000 Exemplare stellt Eames her. Sie bringen ihm viel Geld – und Erfahrung, die er später für die Möbelproduktion nutzen kann.
Weltberühmt wird Eames mit dem so genannten Plywood-Chair, dessen Einzelteile – Gestell, Lehne und Sitzfläche – wie später viele Möbel des Designers mit Gummischeiben ("shockmounts") zusammengehalten werden. Schon hier gelingt es dem deutlich vom deutschen Bauhaus geprägten Eames, technische Raffinesse mit skulpturaler Schönheit zu verbinden.
Auf den Leib entworfen
Mit ihren Entwürfen geben Charles und Ray Eames dem Design über vier Jahrzehnte ein neues, industrielleres Gepräge. Fortan verstehen sich Designer nicht mehr als Verschönerer im Auftrag des Marketings, sondern als autonome Kreative. Vom "Eames Office" aus kreieren sie Häuser und Spielzeug, Möbel und Kinderbücher – und über einhundert Filme.
Eines ihrer Meisterstücke wird der "Lounge Chair", der 1956 auf den Markt kommt und der angeblich dem befreundeten Regisseur Billy Wilder auf den Leib entworfen sein soll: ein höchst bequemer Sessel mit Fußteil aus Schichtholz und Leder, der schnell zum Design-Klassiker avanciert.
Der "Lounge Chair" wird bis heute produziert – und illustriert anschaulich, dass es dem Designer-Paar dann doch nicht immer gelungen ist, sein Motto "Das Meiste vom Besten möglichst günstig und für alle" umzusetzen: Je nach Ausstattung kostet er mehrere tausend Euro.
Charles Eames stirbt 1978 in seiner Geburtsstadt St. Louis.
Stand: 17.06.2012
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