Luigi Colani inszeniert sich gern als italienischer Macho. "Erotik ist für einen Mann ja etwas Irres", gibt der exzentrische Designer mit dem markanten Schnauzbart und dem braun gefärbten, schulterlangen Haar zu Protokoll. "Wir lieben ja die Rundungen. Unsere Hände sind für Brüste und Pos gemacht." Vielleicht ist dies der Grund, warum die Autos, Häuser, Notebooks und Sessel des Designers derart aerodynamisch und nach natürlichem Vorbild geformt sind.
Colani wird am 2. August 1928 als Lutz Colani in Berlin geboren. Sein Vater ist Schweizer, die Mutter Polin. Statt gekauftem Spielzeug geben sie ihrem Jungen Knete, Gips und Holz. Mit sieben Jahren sei er ein perfekter Bastler gewesen, wird sich Colani später erinnern: einer, der seine "Ideen umzusetzen imstande war". 1946 studiert Colani Bildhauerei und Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, danach Aerodynamik an der Sorbonne in Paris. Danach gestaltet er von Raumkapseln über Häuser bis hin zu Damenunterwäsche "außer Waffen" alles, was seiner Meinung nach verbessert und verschönert werden muss - auch wenn nur rund 30 Prozent seiner futuristischen Entwürfe in Produktion gehen. Ab 1990 ist Colani für alle Kameraentwicklungen der Firma Canon zuständig, sein organisch gestalteter Kopfhörer schafft es bis ins New Yorker Museum of Modern Art. Im Juni 2008 wählt ihn das Kunstmagazin "Art" unter die zehn wichtigsten Designer der Gegenwart.
Für seine Arbeit beruft sich der selbstbewusste Colani indes nicht allein auf Pos und Brüste - und wenn, dann doch zumeist mit einem Hinweis auf die Wissenschaft. Für einen Toilettensitz etwa habe er "einen repräsentativen Querschnitt der Gesäße von sehr klein bis sehr groß" genommen, um daraus "den Rolls Royce unter den Toilettensitzen" zu konzipieren: "Das ist der beste der Welt, ohne jede Frage. Und der wird auch nie besser gemacht werden können."
Stand: 02.08.08