"Die Vereinigte Staaten sind dazu bestimmt, die potenteste Industrie- und Welthandelsnation der Erde zu werden", gibt sich erste US-Finanzminister Alexander Hamilton selbstbewusst. Dabei liegt der junge Staat wenige Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung von 1776 wirtschaftlich am Boden: keine Industrie, keine eigene Währung, dafür einen Haufen Schulden in Europa - von dem man sich eigentlich abkoppeln will.
Um aus der Misere herauszukommen, braucht es einen wirtschaftlichen Aufschwung. Dazu wäre in den Augen von Hamilton eine einheitliche Währung und damit eine messbare Erfolgsgröße hilfreich. Zwar sind die spanischen "Dolares" in Silber und Gold weit verbreitet, aber mit einem unterschiedlichen Edelmetallgehalt in jedem Bundesstaat.
Vom Agrarland zur Industrienation
Diesem Münzen-Durcheinander setzen die Kongress-Abgeordneten am 6. Juli 1785 ein Ende und legen fest: "Die Währung der Vereinigten Staaten von Amerika ist ein Dollar. Sein Silbergehalt beträgt 375,64 Gran. Es gilt das Dezimalsystem. Die kleinste Einheit ist ein halber Cent."
Damit hat Hamilton den gewünschten Finanzrahmen für den angestrebten Aufschwung, den der Wandel vom Agrarland zur Industrienation bringen soll. Der Finanzminister verspricht den Farmern, dass die in wachsenden Städten lebenden, hungrigen Industriearbeiter verlässliche Abnehmer von Milch, Getreide und Fleisch sein werden.
Unternehmern und Arbeitern macht Hamilton klar, dass sie nur mit modernen Fabriken zu Wohlstand kommen werden. Die Idee zündet, Fabriken entstehen und exportieren ihre Produkte in alle Welt.
Der "Greenback" wird gedruckt
Was fehlt, ist eine zentrale Instanz, die die Geldpolitik koordiniert. Stattdessen drucken zahlreiche Institute lange Zeit noch eigene Banknoten. Als ab 1861 der Norden und Süden gegeneinander in den Krieg ziehen, brauchen beide Seiten viel Geld und werfen die Notenpressen an.
Doch während im Süden die Inflation galoppiert, schafft es Präsident Abraham Lincoln mitten im Krieg, seine Banknoten als einzig gültiges Zahlungsmittel einzuführen. Die Vorderseite des neuen Dollars schmückt ein Porträt des amtierenden Finanzministers Salman Chase.
Die Rückseite ist technisch bedingt schlicht grün, was dem Dollar den Spitznamen "Greenback" einbringt. Der Papier-Dollar signalisiert zugleich: eine Nation – ein Geldschein. Alle anderen geschätzten 7.000 verschiedenen Geld-Noten von hunderten Banken sind damit abgelöst. Die neue amerikanische Währung avanciert bald auch außerhalb der Vereinigten Staaten zu einem der begehrtesten Zahlungsmittel.
- 23. April 1998 - Bundestag stimmt der Euro-Einführung zu | mehr
-
-
-
- 14. April 1865 - Attentat auf US-Präsident Abraham Lincoln | mehr
- 19. März 1799 - Der Franken wird offizielle Schweizer Währung | mehr
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 6. Juli 2020 ebenfalls an die Einführung des US-Dollars. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 07.07.2020: Vor 80 Jahren: Musiker Ringo Starr wird geboren