Georg III. von England ist zu weit gegangen. In Nordamerika haben seine Untertanen gegen die konkurrierende Kolonialmacht Frankreich gekämpft, haben den Tod ihrer Freunde, die Zerstörung ihrer Felder und Siedlungen miterlebt. 1763 endet der Kolonialkrieg - mit einem britischen Sieg. Aber kaum dass der Krieg zu Ende ist, erhöht der König die Steuern, um die Verluste auszugleichen. Auch eigene Abgeordnete im englischen Parlament werden den Siedlern nicht gewährt. Jetzt proben sie den Aufstand. Georg III. ist bereit, die Revolte mit Waffengewalt niederzuschlagen. "Schläge müssen entscheiden, ob die Rebellen diesem Land untertan oder unabhängig sind", hat er 1774 gesagt.
Am 8. Juli 1776 stürzen die New Yorker ein Denkmal ihres fernen Landesherrn vom Sockel. Dann wird es eingeschmolzen. Das Blei soll für Kugeln gegen die britischen Soldaten dienen. In Savanna ( Georgia) ist die ganze Stadt in Bezirke aufgeteilt, in denen die Unabhängigkeitserklärung verlesen wird, bevor man eine Figur Georgs III. im feierlichen Trauermarsch zu Grabe trägt. Auf den Text der Erklärung haben sich vier Tage zuvor 33 Vertreter der 13 abtrünnigen Kolonien im Kongress geeinigt. Im Pennsilvanischen Staatsboten wird die Unabhängigkeitserklärung auf Deutsch abgedruckt: "Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich geschaffen sind, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseeligkeit." Argwöhnisch beäugt vom monarchistischen Rest der Welt und belächelt von all jenen, die glauben, eine demokratische Republik könne nur im Chaos enden, formiert sich das Selbstbewusstsein der USA. 13 Jahre vor der Französischen Revolution verkündigt die Unabhängigkeitserklärung zum ersten Mal die allgemeinen Menschenrechte, zu denen für die Amerikaner auch das Recht auf Glück gehört. Der Staat muss hierzu die Voraussetzungen schaffen, damit jeder diese Glückseeligkeit selbst erlangen kann. Es ist der Beginn des amerikanischen Traums, der aber den Bürgern einiges abverlangt. Denn umgekehrt muss jeder Einzelne für das Allgemeinwohl sorgen. "Frage nicht, was dein Land für dich tun kann", bringt es John F. Kennedy fast 190 Jahre später später auf den Punkt: "Frage, was du für dein Land tun kannst."
Stand: 04.07.06