Eine Regennacht, ein Motel und ein Mord unter der Dusche – mit dem Horrorfilm "Psycho" bringt Alfred Hitchcock die Zuschauer 1960 zum Schreien. Und er macht seinen Hauptdarsteller Anthony Perkins, 28 Jahre alt, zum Star. Die Rolle des Norman Bates, des gutaussehenden, labilen Psychopathen mit Mutterkomplex, wird er Zeit seines Lebens nicht los.
In mehr als drei Dutzend Filmen hat Anthony Perkins mitgespielt. Dass er bis heute vor allem mit Psychopathen assoziiert wird, sei kein Fluch, sondern Segen, glaubt Petra Haffter. Die deutsche Regisseurin hat mit ihm "Der Mann nebenan" (1992) gedreht. "Er hat verschiedene Sachen gemacht. Aber er hat eben diese Rollen am intensivsten gespielt und am intensivsten verkörpert. Und dafür ist er ein Stück Filmgeschichte geworden."
Die Rolle des labilen Psychopathen wird er Zeit seines Lebens nicht los
Seine melancholisch-mysteriöse Aura fasziniert Cineasten schon vor "Psycho". 1956 wird er für seine Rolle als verbitterter Sohn einer Quäker-Familie in "Lockende Versuchung" für den Oscar nominiert. Kritiker handeln ihn sogar als Nachfolger von James Dean und Marlon Brando.
Doch es kommt anders. 1960 treibt Alfred Hitchcock unter großer Geheimhaltung sein "Psycho"-Projekt voran. "Ich suchte nach einem jungen Mann, verletzlich, gut aussehend, ein bisschen traurig, so dass man Mitleid mit ihm haben würde. Und Hitchcock sagte: Was hältst du von Anthony Perkins? Und natürlich, er verkörperte genau das, was ich beschrieben hatte", erinnert sich der Drehbuchautor Joseph Stefano.
"Psycho" stellt das Thriller-Genre auf den Kopf: Die Hauptfigur wird schon in der ersten Hälfte ermordet. Eine übermächtige Mutter macht eine Erscheinung als mumifizierte Leiche. Und ein sympathischer junger Mann entpuppt sich als Killer.
"Sicherlich wurde ich mit dieser speziellen Rolle identifiziert. Aber es gibt auch etwas liebenswertes an diesem Menschen. Ich glaube, die Zuschauer haben nicht nur Angstgefühle ihm gegenüber, sie haben auch eine Art von Bewunderung für seinen Charakter", sagt Anthony Perkins über seine Rolle als Norman Bates.
Flucht nach Europa
Auch im richtigen Leben soll Perkins große Probleme mit seiner Mutter gehabt haben. Sie soll ihn zudem als Kind sexuell missbraucht haben.
Anthony Perkins selbst spricht von einer Sexualneurose und unterzieht sich zahlreichen Therapien. Die Presse in den USA zerpflückt ihn als tragische Figur, ihm bleibt Anfang der Sechziger Jahre nur die Flucht nach Europa. Dort dreht er unter anderem mit Claude Chabrol und spielt an der Seite von Ingrid Bergmann, Sophia Loren und Jeanne Moreau. Auch hier kommt er in Filmen wie "Die dritte Dimension" oder "China Blue bei Tag und Nacht" nicht los von der Rolle des gebrochenen Mannes mit dem dunklen Geheimnis.
Sein Privatleben hält Anthony Perkins so gut er kann aus den Klatschspalten heraus. Was man weiß: Er ist bisexuell, hat Affären mit bekannten Männern, heiratet später eine Frau, die als Model arbeitet und bekommt zwei Söhne. Anfang der 1990er-Jahre zieht er sich sichtbar krank aus dem Filmgeschäft zurück. Dass er Aids hat, hält er bis zu seinem Tod am 12. September 1992 geheim.
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