144 Dollar für die Feinunze Gold, 155, 162 Dollar: Immer schneller steigt der Preis 1869 an der New Yorker Börse. Aber es ist nur ein verspäteter Reflex auf das, was bei den Händlern vor sich geht. Nahezu hysterisch kaufen und verkaufen sie. Dabei ist alles nur ein Strohfeuer, entfacht von einem Spekulantenring.
An dessen Spitze stehen die beiden Investoren Jay Gould und James Fisk, die mit einer Investorengruppe große Mengen Gold einzig und allein zu dem Zweck aufkaufen, um die Preise nach oben zu treiben. Bis auf 200 Dollar wollen sie ihn bringen, prahlen sie öffentlich.
Pyrrhussieg der US-Regierung
Die aufgrund des Wiederaufbaus nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg hoch verschuldete US-Regierung unter Präsident Ulysses S. Grant reagiert mit Angstverkäufen großer Mengen Gold im Wert der für damalige Verhältnisse riesigen Summe von vier Millionen Dollar. Am 24. September 1869 – einem Freitag – fällt der Goldpreis innerhalb von Minuten um ein Fünftel. Das zieht auch die Preise am Aktienmarkt nach unten. Viele der Spekulanten gehen innerhalb kürzester Zeit bankrott.
"Präsident vermiest Gold-Zockern das Geschäft", titelt damals eine Zeitung. Aber die Freude der Regierung über die Sprengung des Spekulantenrings ist nur von kurzer Dauer. Denn auch zahlreiche amerikanische Bürger geraten in Panik. Viele Investoren verkaufen ebenfalls ihre Bestände, der Goldpreis bleibt in freiem Fall. "Als die Blase platzte, waren die Geschäftsstraßen voller aufgebrachter Menschen, die schreiend hin und her liefen und sich wie irre verhielten", steht kurz darauf in den Gazetten. Vor allem der Preis für lebenswichtige Erzeugnisse wie Getreide halbiert sich auf diese Weise in Windeseile.
Der Telegraf als Brandbeschleuniger
Der Börsencrash lässt nicht nur den Devisenhandel, der Sicherheiten braucht, komplett zusammenbrechen. Auch die Wirtschaft wird in den Abgrund gerissen – nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und Asien. Das liegt vor allem daran, dass die neue technische Erfindung des Telegrafen die Schockwelle in Echtzeit auf die anderen Kontinente trägt.
Als "Black Friday" geht der 24. September 1869 in die Wirtschaftsgeschichte ein. Seitdem gibt es sprichwörtlich immer wieder "Schwarze Freitage", weshalb unter Börsianern der letzte Handelstag der Woche als Unglückstag gilt. Der berühmteste in der Reihe ist aber ein Donnerstag: Jener Tag, an dem mit dem Börsenkrach in New York 1929 die Weltwirtschaftskrise begann.
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