Am Abend zuvor wird er noch in seinem stadtbekannten Rolls Royce gesehen. Wie so oft lässt sich Rudolph Moshammer durch die Straßen am Münchener Hauptbahnhof fahren, dort wo die Stricher stehen. Am Morgen des 14. Januar 2005 findet sein Chauffeur den 64-Jährigen tot in seiner Grünwalder Villa – erdrosselt mit einem Kabel.
Mit seiner bizarren Selbstinszenierung gehörte der Modedesigner zu den schillerndsten Figuren der Münchener Schickeria. Kein Verbrechen seit der Ermordung des Schauspielers Walter Sedlmayr löst solch ein Schlagzeilengewitter aus wie Rudolph Moshammers Tod. Beide waren homosexuell, ohne dies zu Lebzeiten je bekannt zu haben.
Aus einfachen Verhältnissen aufgestiegen
In die Welt der Reichen und Schönen hat sich Moshammer mit großem Fleiß und Geltungsdrang hochgearbeitet. In seiner Autobiografie berichtet er von einer schweren Kindheit und Jugend. Der alkoholkranke Vater, der sich schließlich umbringt, lässt ihn und seine geliebte Mutter Else in großer Not zurück.
Nach einer Lehre in einer Stoffgroßhandlung beginnt Moshammer extravagante Mode zu entwerfen. Von einem Teilhaber gefördert, eröffnet er 1968 mit seiner Mutter in der noblen Münchener Maximilianstraße die Boutique "Carnaval de Venise". Mit Luxus-Herrenmode entwickelt sie sich zu einer der ersten Adressen der deutschen High Society.
Unterstützung für Obdachlose
Moshammer als Gastdarsteller der Serie "Verbotene Liebe"
Der "Modezar" stilisiert sich mit voluminöser schwarzer Perücke zum exaltierten Dandy. "Eine Art lebendes Neuschwanstein" nennt ihn der Kabarettist Ottfried Fischer. Stets einen Yorkshire-Terrier namens Daisy unter dem Arm und mit Mama Else an der Seite, hält Moshammer bei gesellschaftlichen Großereignissen Hof.
Die Presse weidet sich an "Mosis" barock-bombastischen Auftritten. Viel Beachtung findet aber ebenso Moshammers Einsatz für die Obdachlosen seiner Heimatstadt. Deshalb sind auch die Menschen am Rande der Gesellschaft tief getroffen, als sie vom grausamen Ende des Society-Königs erfahren.
DNA-Abgleich entlarvt den Täter
Innerhalb von 24 Stunden nach dem Mord ermittelt eine Sonderkommission den Täter. Ein Asylbewerber, den Moshammer am Bahnhof aufgelesen und in seine Villa mitgenommen hatte, kann durch einen DNA-Abgleich überführt werden.
Der 25-Jährige gesteht, Moshammer erdrosselt zu haben, weil dieser ihm die vereinbarte Bezahlung für sexuelle Dienste verweigert habe. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wird Rudolph Moshammer zu Grabe getragen. Sein Mörder wird zu lebenslanger Haft ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung verurteilt.
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