Am 12. September 2009 beobachtet der Geschäftsmann Dominik Brunner in der S-Bahn, wie zwei junge Männer eine Gruppe von vier Schulkindern bedrängen. Noch im Zug setzt der 50-Jährige einen Notruf an die Polizei ab: Es gehe um Diebstahl. Am S-Bahnhof in München-Solln steigen Täter und Opfer gemeinsam mit Brunner aus.
Dann geht alles sehr schnell. Brunner spricht die Männer an, es entwickelt sich eine wüste Prügelei. Wenig später ist Brunner tot.
Für mehr Zivilcourage
Die Tat ruft auch außerhalb Münchens Entsetzen hervor. Wie kann es sein, dass Jugendliche einen Mann im Streit auf brutale Art und Weise erschlagen? Sollte man nicht lieber darauf verzichten, sich in so einem Fall einzumischen?
Auch Angela Merkel (CDU) schaltet sich ein. "Wir sind jetzt aufgefordert, jeden Menschen zu ermutigen, der Zivilcourage zeigen möchte, dass er auf diesem Weg keine Angst bekommt", sagt die Bundeskanzlerin. Und die Polizei stellt klar, dass sie in Zeiten akuter Personalnot nicht auf allen Bahnsteigen Deutschlands patrouillieren kann.
War es Notwehr?
Das Gericht hat viele Dinge zu bedenken und abzuwägen. Die Tatsache zum Beispiel, dass Dominik Brunner als Erster die Hand zum Schlag erhebt. Oder die Zeugenaussage der betroffenen Schüler, denen zufolge der Streit längst beigelegt gewesen sei. Dem gegenüber steht die ungeheure Brutalität des 18-jährigen Hauptangeklagten, der wie besessen auf Brunner eingeschlagen und eingetreten haben muss: Eine wohl zufällig entstandene Tonaufnahme auf dem Handy des Opfers legt dies nahe. Erschwerend kommt hinzu, dass Brunner nicht an den Schlägen starb, sondern offenbar an Herzversagen.
Handelte Brunner aus Notwehr? Oder war der Kampf gänzlich unnötig und sogar von ihm provoziert? Am Ende werden die beiden jungen Täter zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Der Haupttäter zu annähernd zehn Jahren wegen Mordes. 2019 wird er unter schweren Auflagen aus der Haft entlassen.
Auch Uli Hoeneß engagiert sich
Kurz nach der Tat gründen Kollegen, Freunde und Angehörige die Dominik-Brunner-Stiftung. Sie will durch Aufklärung, Sensibilisierung und Prävention Jugendliche davon abhalten, gewalttätig zu werden. Auch Uli Hoeneß ist hier engagiert. Dank seiner Initiative werden junge Menschen, die Zivilcourage gezeigt haben, vor dem Anpfiff von Bundesligaspielen im Stadion geehrt. Den Präventionskurs der Stiftung haben bisher über 100 Lehrer absolviert.
Ein weiteres wichtiges Projekt ist das Dominik-Brunner-Haus der Johanniter: Die Einrichtung hilft Kindern bis zum 16. Lebensjahr unter anderem dabei, Ausbildungsplätze zu finden.
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