Stichtag

7. Mai 2009 - Tod des Musikmanagers Monti Lüftner

Die junge schwarze Sängerin feiert gerade ihren ersten Hit in den USA, als sie von Monti Lüftner in New York zum Vorsingen gebeten wird. Der mächtige Musikmanager aus Germany, Chef des Labels Ariola, ist von der Stimme der Newcomerin begeistert. Er lädt die in Europa noch unbekannte Whitney Houston nach München ein und organisiert für sie in der Nobeldisco P1, Lüftners "Wohnzimmer", einen Auftritt vor handverlesenem Publikum.

Fröhlich, menschlich, erfolgreich

Wie schon bei etlichen Talenten zuvor beweist Plattenboss Egmont Lüftner, den alle nur Monti nennen, auch diesmal das richtige Näschen. Mit dem Konzert in München legt er den Grundstein für die Weltkarriere von Whitney Houston. "Ich werde die Güte und Großzügigkeit, die er mir zu Beginn meiner Karriere bewiesen hat, niemals vergessen", erklärt die Soul-Diva, als sie vom tragischen Tod ihres Wegbereiters am 7. Mai 2009 erfährt.

An jenem Tag fährt der 77-jährige Lüftner zum Recyclinghof in Garching, um Gartenabfälle zu entsorgen. Die Warteschlange ist lang. Lüftner steigt aus und geht vor einem Lastwagen vorbei, dessen Fahrer ihn nicht sieht. Der Lkw fährt an und überrollt den 77-Jährigen. Als der Notarzt eintrifft, lebt Lüftner schon nicht mehr. Die Musikbranche reagiert geschockt auf die Nachricht von seinem Tod. Obwohl schon lange im Ruhestand, genoss Monti Lüftner bis zuletzt großen Respekt auf allen Seiten. "Hätte es einen Preis für den fröhlichsten, menschlichsten und zugleich erfolgreichsten Musik-Manager gegeben, Monti Lüftner hätte ihn verdient", schreibt Schlagerproduzent Hans R. Beierlein in seinem Nachruf.

Ein Freund "seiner" Künstler

Lüftners rasanter Aufstieg im Musikgeschäft beginnt 1958, kurz nachdem der Bertelsmann Lesering seinen Musikableger Ariola gegründet hat. Der studierte Betriebswirtschaftler, 1931 in der Steiermark geboren, verkauft Bücher für das Gütersloher Unternehmen und ist damit so erfolgreich, dass Bertelsmann ihm den Aufbau der Ariola Österreich anvertraut. Während die deutsche Zentrale kaum in die schwarzen Zahlen kommt, fährt Lüftner im Nachbarland mit untrüglichem Gespür für den Publikumsgeschmack schnell Gewinne ein. 1964 wird er Geschäftsführer der deutschen Ariola in München und 1972 oberster Chef der Bertelsmann-Musiksparte. 1977 steigt Monti Lüftner in den Vorstand des Gütersloher Gesamtkonzerns auf.

Neben Whitney Houston lockt der charmante Musikmanager Topstars wie Peter Alexander und Udo Jürgens, Cat Stevens oder Bob Marley zu Ariola. Sie alle schätzen, dass Lüftner zu "seinen" Künstlern nicht nur geschäftliches, sondern auch ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. So wächst die Ariola unter Lüftners Führung zur viertgrößten Plattenfirma der Welt heran. 1987 entsteht daraus die Bertelsmann Music Group (BMG) mit Monti Lüftner als Präsident. Nach Erreichen der konzernüblichen Altersgrenze geht der Junggeselle Lüftner Anfang der 90er Jahre in den Ruhestand und genießt bis zu seinem plötzlichen Tod sein Leben als Schickeria-Häuptling in München.

Stand: 07.05.2014

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