Schon als junger Mann kämpft Pierre Louis Baron de Bris mit der Waffe in der Hand. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs schließt sich der Adlige den französischen Widerstandskämpfern an. Später kämpft er als Soldat in Algerien und Indochina.
Ab 1954 steigt er dann auf Waffenattrappen um – unter dem Künstlernamen Pierre Brice als Schauspieler. Als Indianerhäuptling Winnetou in den deutschen Karl-May-Verfilmungen wird er berühmt.
Von Nebenrolle zum Superstar
Geboren wird Brice 1929 in Brest. Zunächst arbeitet er als Fotomodell und Tänzer, danach als Schauspieler. Weil er seinem Freund Alain Delon zu ähnlich sieht und in Frankreich ein Überschuss an Jungschauspielern herrscht, geht er nach Italien. Anfangs bringt er es allerdings bloß zu Nebenrollen in Streifen wie "Harte Fäuste - heißes Blut" (1954) oder "Geheimagent Suzuki" (1960). 1962 trifft er beim Abschlussball der Berlinale den deutschen Produzenten Horst Wendlandt, der ihn als Winnetou anwirbt.
Brice kennt die Bücher von Karl May nicht und möchte eigentlich keinen Indianer spielen, weil die zumeist die Bösen sind. Aber er nimmt doch an und fährt nach Jugoslawien, wo "Der Schatz im Silbersee" (1962) gedreht wird. Die Rolle bringt ihm fünf Bambis, die Goldene Kamera und das Bundesverdienstkreuz ein. Pierre Brice wird in Deutschland ein Star - vor allem für die Teenager. 56 Mal ist er auf der Titelseite der Jugendzeitschrift "Bravo" zu sehen. Der Film "Winnetou I" (1963) erhält eine Goldene Leinwand für drei Millionen Zuschauer.
Memoiren über sein wahres Leben
Als der Apachenhäuptling in "Winnetou III" (1965) der Roman-Vorlage entsprechend sterben soll, reagieren die Fans mit Protestbriefen und Boykottaufrufen. Winnetou stirbt trotzdem, erscheint aber in weiteren Karl-May-Filmen. Bis 1968 dreht Brice an der Seite von Lex Barker oder Steward Granger elf Wendlandt-Filme. Danach versucht er in anderen Film- und Fernsehrollen dem Indianer-Image zu entkommen. Doch der Erfolg ist mäßig. So lässt Brice es schließlich zu, dass er für das Publikum stets Winnetou ist. 1978 spielt er die Rolle in der Fernsehserie "Mein Freund Winnetou", in der ein historisch genaueres Indianer-Bild gezeigt werden soll.
Den romantischen Indianer gibt Brice bei den Karl-May-Festspielen in Elspe und Bad Segeberg. Noch 1998 reitet er in "Winnetous Rückkehr" über die Leinwand. Auf seinem Landsitz nahe Paris, wo er mit Frau Hella und zahlreichen Pferden, Hunden, Schafen und Schweinen lebt und sich für Menschenrechte einsetzt, schreibt er seine Memoiren. Titel: "Winnetou und ich. Mein wahres Leben". Pierre Brice stirbt am 6. Juni 2015 bei Paris.
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