Seine erste große Rolle verdankt er dem Hüftspeck von Johnny Weissmüller, der nach zwölf Tarzan-Filmen angeblich zu füllig für den Lendenschurz geworden ist. Dagegen kann Schauspieler Lex Barker mit einem perfekten Körper punkten: groß, muskulös, breite Schultern und ebenmäßige Gesichtszüge. Barker wird ab 1949 Hollywoods neuer Affenmensch.
"Tarzan macht Fortschritte. Ich habe mehr Dialoge als meine Vorgänger, sogar zweisilbige Wörter", sagt Barker über seine Rolle als wortkarger Dschungelmensch. In fünf Streifen hangelt sich der Athlet von Liane zu Liane, dann will er mehr Geld und Tarzan bekommt seinen nächsten Darsteller.
Aufbruch nach Europa
Der Sohn einer angesehenen Ostküsten-Familie wartet zunächst vergeblich auf lukrative Angebote. Die Studios laden Barker zwar zu Castings ein, doch Kollegen wie Rock Hudson und Tony Curtis werden ihm vorgezogen. Barker gilt nicht als anspruchsvoller Charakterschauspieler.
Genervt verlässt er 1957 Hollywood in Richtung Europa, wo er im Zweiten Weltkrieg gekämpft hat. Der US-Schauspieler erhält eine Nebenrolle in Fellinis "La Dolce Vita", spielt in italienischen Abenteuerfilmen und in zwei deutschen Mabuse-Streifen von Regisseur Harald Reinl mit.
Gemeinsam gegen das Böse
Als Reinl einen Schauspieler für den Wild-West-Helden "Old Shatterhand" sucht, fällt seine Wahl auf den blonden Hünen. Die Karl-May-Geschichte "Der Schatz im Silbersee", in der der Apachen-Häuptling Winnetou zusammen mit seinem weißen Blutsbruder das Böse bekämpft, wird zum Kassenschlager - und dringt auf Fortsetzung.
In sechs Jahren spielt Barker in zwölf Karl-May-Verfilmungen mit. "Mit der deutschen Stimme von Gert Günther Hoffmann hat das perfekt gepasst, und er hat sich halt bei den Leuten eingeprägt und ist so dann zum Star geworden", sagt Barker-Biograf Reiner Boller.
Old Shatterhand ohne Winnetou
Barker genießt den deutschen Erfolg, will aber nicht nur im Duo mit "Winnetou" Pierre Brice auftreten. "Und da wurde dann Joachim Fuchsberger in einem Western genommen", weiß Boller.
Als die Karl-May-Welle abflacht, kehrt Barker nach Hollywood zurück. Die erhofften großen Filmangebote bleiben aus. In seiner Heimat sind seine Karl-May-Erfolge weitestgehend unbekannt. Stattdessen muss er auf Partys immer wieder den Tarzanruf vorführen. Barker stirbt am 11. Mai 1973, drei Tage nach seinem 54. Geburtstag an einem Herzschlag in New York.
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