Im deutschen Film gilt Produzent Horst Wendlandt als "Mann mit der goldenen Nase". Seine Edgar-Wallace-Krimis sind gerade Kassenknüller, als er Anfang der 1960er-Jahre die nächste Goldgrube entdeckt: Karl Mays Romane um Winnetou und Old Shatterhand.
Werktreue interessiert Wendlandt nicht; er will moderne Action für ein junges Publikum. Aus mehreren Wildwest-Erzählungen Mays entsteht so das Drehbuch zu "Der Schatz im Silbersee". Mit einem Budget von 3,5 Millionen D-Mark wird es der bis dahin teuerste deutsche Nachkriegsfilm.
Pierre Brice bei Berlinale entdeckt
Als Old Shatterhand hat Wendlandt den Amerikaner Lex Barker im Auge. 120.000 Mark kassiert der Tarzan-Darsteller für seinen Ausflug nach Germany. Als Co-Star verpflichtet Wendland den 23-jährigen Götz George. Für 40.000 Mark lässt sich der junge Theatermime von Shakespeare zu Karl May locken.
Nach einem überzeugenden Winnetou aber muss Produzent Wendlandt lange suchen. Beim Abschlussball der Berlinale 1962 entdeckt er am Nachbartisch Pierre Brice. Der aber interpretiert Wendlandts Interesse zunächst völlig falsch:
"Ich dachte, er würde meine Freundin anstarren. Ich war gereizt, eifersüchtig und kurz davor aufzustehen und um eine Erklärung zu bitten", erzählt Brice später. Erst nach zähen Verhandlungen kann Wendlandt den Franzosen überzeugen, die exotische und dialogarme Rolle des Apatschenhäuptlings zu übernehmen.
Erfolgreichster Film des Jahres
Unter der Regie von Harald Reinl wird "Der Schatz im Silbersee" in Kroatien gedreht. Götz George spielt den jungen Fred Engel, der die Mörder seines Vaters jagt. Der alte Engel hatte die Hälfte einer Schatzkarte bei sich. Gangster wollen an die andere Hälfte kommen und scheuen dabei vor keiner Schandtat zurück.
Zu seinem Glück hat Fred Engel zwei große Kämpfer an seiner Seite: den aufrechten Old Shatterhand und dessen Blutbruder Winnetou. Der Schatz – und mit ihm der Oberschurke – stürzen am Ende unrettbar in die Tiefen einer Höhle. Doch Fred Engel entgeht dank seiner Freunde dem sicheren Tod.
Die Uraufführung am 12. Dezember 1962 in Stuttgart wird zum Triumph. Der Andrang ist so gewaltig, dass Pierre Brice nur in einer geliehenen Polizeiuniform aus dem Saal entkommen kann. Mit Kasseneinnahmen von 6,4 Millionen D-Mark wird "Der Schatz im Silbersee" 1962 zum erfolgreichsten Film in Deutschland.
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