"Ein unfreies Irland wird keinen Frieden finden!", prophezeit Patrick Pearse, Mitglied der Irischen Republikanischen Bruderschaft (IRB). Der Geheimbund kämpft im Frühjahr 1916 für die Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien. Seit Jahrhunderten schon werden die mehrheitlich katholischen Iren von den protestantischen Briten beherrscht. Die Hoffnung, sich auf demokratischem Weg vom Empire lösen zu können, haben viele schon aufgegeben.
"Man glaubte: Wenn wir jetzt nichts tun, dann wird der irische Nationalcharakter verwaschen", beschreibt Karl-Ludwig Wimberger, Ehrenpräsident der deutsch-irischen Gesellschaft in Bonn die Stimmung. So plant die IRB einen Aufstand gegen die Briten. Symbolträchtig sollte die Auferstehung der katholischen Nation am Ostermontag 1916 zum Tag der Auferstehung von Jesus Christus stattfinden. Der begnadete Redner und Patriot Pearse übernimmt die Führung, allerdings ohne große militärische Kenntnisse.
Waffenlieferung versinkt im Meer
Unterstützung bekommen die Iren von Deutschland, das gerade im Ersten Weltkrieg gegen die Briten kämpft und Waffen beisteuern will. Die größte Lieferung für den geplanten Aufstand versinkt jedoch im Meer. Auch deswegen wirken die irischen Soldaten, die Ostern durch Dublin ziehen, eher armselig als bedrohlich: Sie tragen keine einheitlichen Uniformen und manche haben noch nicht einmal ein Gewehr, sondern nur Hieb- und Stichwaffen. Immerhin schaffen sie es, am Ostermontag, den 24. April 1916, wichtige Stellungen zu besetzen. An diesem Tag sind fast alle englischen Soldaten beim Pferderennen.
Am Mittag verkündet Pearse vor dem besetzten Hauptpostamt: "Wir erklären die Republik Irland zu einem souveränen, unabhängigen Staat und opfern unser Leben und das unserer Waffenbrüder für dessen Freiheit und Wohlstand." Nicht alle Dubliner sind von dem Aufbegehren begeistert. Die meisten halten den Aufstand für ein Himmelfahrtskommando, für das am Ende selbst die Unbeteiligten büßen müssen.
Vergebliche Hoffnung auf britische Gnade
Doch zunächst schlagen sich die Unabhängigkeitskämpfer wacker. Dann holen die Briten Verstärkung und gewinnen Oberhand. "Die meisten Rebellen sind eingekreist, und wir ziehen die Schlinge immer weiter zu", notiert der englische Befehlshaber Sir John Grenfell Maxwell in einem Brief an seine Frau. Die Briten bombardieren die besetzen Gebäude, zerstören Teile der Stadt. Am sechsten Tag des Aufstandes unterschreibt Patrick Pearse die bedingungslose Kapitulation. Er will weiteres Blutvergießen verhindern und hofft für seine Mitstreiter auf die Gnade der Briten – vergeblich.
Bei dem Osteraufstand sterben 1.350 Menschen, 3.430 Männer und 79 Frauen werden verhaftet, 15 werden hingerichtet - auch Pearse. "Das war schon ein erschreckendes Ergebnis", sagt Wimberger. Durch die erbarmungslosen Hinrichtungen und die Zerstörung der Dubliner Innenstadt werden die irischen Rebellen zu Märtyrern, die Menschen beginnen die Briten zu hassen. So gilt der Osteraufstand - obwohl erfolglos - als Wendepunkt in der irischen Geschichte. Der folgende brutale Guerillakrieg zwischen Iren und Briten endet mit der Teilung des Landes 1921. Der Süden wird als Freistaat Irland unabhängig, Nordirland bleibt britisch.
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