700 Jahre lang ist Irland besetzt. Immer wieder gibt es Aufstände gegen die englischen Lords. Aussichtslose Schlachten gegen eine Großmacht - bis einer kommt, der Terror predigt und ihn organisiert: Michael Collins, Mitbegründer der Irisch-Republikanischen Armee (IRA).
Geboren wird er am 16. Oktober 1890 in Woodfield bei Clonakilty als Sohn eines unfreien, katholischen Bauern, der einen Großteil seiner Ernte Großbritannien abtreten muss. Michael geht nach London, um eine Lehre als Postangestellter zu machen. Dort kommt er mit dem irischen Widerstand in Kontakt.
Collins' erste Schlacht gegen die Engländer endet im Fiasko. Beim Osteraufstand von 1916 besetzt er zusammen mit anderen Rebellen die Hauptpost in Dublin. Doch der britische Geheimdienst kennt den Plan. Der irische Aufstand bricht zusammen. Collins überlebt und propagiert eine neue Strategie. Der 26-Jährige weiß, dass die Briten in offener Schlacht nicht zu besiegen sind. Er will mit Verweigerung und Terror britischen Gegenterror provozieren, um die Iren gegen die Engländer aufzubringen.
Collins gründet Geheim-Kommandos, die Polizeistationen überfallen und Waffen rauben. Sie stecken gleichzeitig alle britischen Finanzämter in Irland in Brand und verkaufen Pfandbriefe, um ihren Kampf zu finanzieren. Collins schafft es, britische Spione für seine Sache zu gewinnen. Von seinem Top-Spion Ned Broy, der in der Schreibstube des britischen Geheimdienstes sitzt, lässt Collins sich nachts heimlich im Archiv einschließen. Dort studiert er Namen und Adressen der britischen Agenten. Collins' erste Killertruppe besteht aus zwölf Mann.
Sie werden im Volksmund bald die "zwölf Apostel" genannt. Collins erfindet die Zellenstruktur moderner Terror-Organisationen: Kleine autonome Einheiten, die keine Verbindung untereinander haben und sich deshalb auch nicht verraten können. Am 21. November 1920 ermorden elf Todeskommandos britische Spitzel. Aus Rache schießen britische Einheiten am selben Tag bei einem Gaelic-Football-Spiel wahllos in die Menge: "The bloody Sunday" (Der blutige Sonntag).
Collins ist der Mann fürs Grobe, "the big fellow" (der große Kerl). Staatsmann der Rebellen ist ein anderer: Eamon de Valera, "the long fellow" (der lange Kerl). Als die Briten schließlich verhandeln wollen, schickt de Valera seinen Terror-Chef Collins vor. Heraus kommt 1921 eine faktische Unabhängigkeit für Irland: eigene Armee, eigene Gesetze, eigenes Parlament. Aber das protestantische Nordirland soll abgetrennt werden. Und die Iren müssen pro forma der englischen Krone die Treue schwören. Freistaat statt Republik.
Doch für de Valera ist das zuwenig, die Rebellenbewegung spaltet sich. Im Parlament und bei einer Volksbefragung bekommen die Pragmatiker um Collins allerdings eine Mehrheit. De Valera greift zu den Waffen. Collins gewinnt diese interne Auseinandersetzung. Er versucht daraufhin, die verfeindeten Lager zu versöhnen. Am 22. August 1922 gerät sein Wagen bei einer solchen Mission in einen Hinterhalt. Die Kugel eines aufständischen Iren trifft ihn hinter dem rechten Ohr. Der 31 Jahre alte Michael Collins ist sofort tot.
Stand: 16.10.05