"I dreamed I saw Joe Hill last night": 1969 lauscht das Publikum in Woodstock gebannt, als Joan Baez über Joe Hill singt. Da ist der Arbeiterführer und Liedermacher bereits länger als ein halbes Jahrhundert tot - und ein Vorbild für viele andere Musiker wie Pete Seeger und Bruce Springsteen.
Joe Hill wird am 7. Oktober 1879 im schwedischen Gävle als Joel Hägglund geboren. Sein Vater arbeitet bei der Eisenbahn. Nach dessen Unfalltod lebt die Familie in großer Armut. Als 1902 auch die Mutter stirbt, wandert Joel mit seinem Bruder Paul in die USA aus.
Tagelöhner ohne Rechte
Der 22-Jährige nennt sich Joe Hill und schlägt sich als Wanderarbeiter durch. Er zieht durch das Land, arbeitet in New York, Chicago, San Francisco, in Fabriken, Häfen, als Erntehelfer. Wie Hunderttausende lebt er als Tagelöhner ohne Rechte von der Hand in den Mund. Wer nicht bereit ist, für wenig Geld zu arbeiten, wird ersetzt.
Hill schließt sich der Gewerkschaft "International Workers Worldwide" (IWW) an. Als Liedermacher bringt er die Missstände auf den Punkt und nutzt dafür bekannte Melodien, auch Lieder der Heilsarmee. Berühmt wird der Song "The Preacher and the Slave", in dem ein Priester auf ein besseres Leben im Jenseits vertröstet.
Zweifelhafter Indizienprozess
Hill tritt als Gewerkschafter und Arbeiterführer auf, organisiert 1910 Proteste in Kalifornien, Mexiko, bei der Eisenbahn in British Columbia, in Utah. Seine kämpferischen Lieder werden bald überall in den USA gesungen.
1914 wird Hill in Salt Lake City verhaftet und des Mordes an dem Lebensmittelhändler John Morrison angeklagt. Es ist ein Indizienprozess mit zweifelhaften Aussagen und fingierten Beweisen. Sogar US-Präsident Woodrow Wilson und der schwedische Botschafter setzen sich für Hill ein.
Asche weltweit verschickt
Vergeblich - der Arbeiterführer wird zum Tode verurteilt. Das Gerichtsverfahren ist einer der größten Justizskandale der USA. Dem Prozess fehlt jegliche Transparenz - ähnlich wie später dem Verfahren gegen die politisch engagierten Einwanderer Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti.
Am 19. November 1915 wird Joe Hill in Salt Lake City erschossen. In einem letzten Brief an seine Mitstreiter heißt es: "Trauert nicht um mich, sondern organisiert Euch!" Seine Asche wird in 600 Briefen an Gewerkschaftsgruppen weltweit verschickt. Einer davon liegt heute im Nationalarchiv der USA.
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