Nach Preußens Sieg 1866 im Krieg gegen Österreich beginnt im von Otto von Bismarck geformten Norddeutschen Bund eine wirtschaftliche Hochkonjunktur. Vor allem der Außenhandel boomt. Die nötigen Kredite aber müssen sich deutsche Unternehmen vor allem bei englischen Geldhäusern besorgen.
Um davon unabhängig zu werden, plant der Unternehmer und Bankier Adelbert Delbrück die Gründung einer finanzstarken deutschen Großbank mit Sitz im Zentrum des Norddeutschen Bundes: Berlin. Unterstützt wird er von dem Politiker und im Überseehandel erfahrenen Bankier Ludwig Bamberger.
Bismarck stimmt Aktiengesellschaft zu
Mit sieben weiteren Unternehmern einigt man sich auf den Namen "Deutsche Bank". In einer von ihnen verfassten Denkschrift heißt es: "… hier wäre ein weiterer Schritt getan, dem deutschen Namen in ferneren Gegenden Ehre zu machen und endlich Deutschland auf dem Felde der finanziellen Vermittlung eine Stellung zu erobern …"
Preußens Ministerpräsident Bismarck stimmt zu, das Geldhaus als Aktiengesellschaft zu gründen, um an der Börse ein millionenschweres Grundkapital beschaffen zu können. Am 10. März 1870, noch vor Gründung des Kaiserreichs, wird die Gründung der Deutschen Bank "auf allerhöchsten Erlass seiner Majestät des Königs von Preußen" genehmigt.
Aufstieg und Behauptung in Krisenzeiten
In den ersten Jahren expandiert die Deutsche Bank unaufhörlich. Filialen entstehen in London, Bremen und Hamburg, in Schanghai und Yokohama. Übernahmen und Investments in den Bau internationaler Eisenbahnlinien stärken die Position der Bank. Sie steigt zum mächtigsten Geldhaus Europas auf.
Mit Beginn des Weltkriegs 1914 bricht das Überseegeschäft zusammen, die Filialen und Konten im Ausland gehen verloren. Doch anders als etliche andere Bankhäuser übersteht die Deutsche Bank den Krieg ebenso wie die Wirren der Weimarer Republik und der Weltwirtschaftskrise 1929.
Profiteur der Nazi-Verbrechen
Auch unter den Nationalsozialisten erweisen sich die Deutschbanker als Meister der Anpassung, jüdische Vorstände müssen gehen. Man verdient an der "Arisierung" jüdischer Firmen, finanziert den Bau des Konzentrationslagers Auschwitz und handelt mit von Nazi-Opfern geraubtem Gold. Nach der Entflechtung durch die Alliierten wird die Bank 1957 in Frankfurt/Main neu gegründet.
Lange gehört sie wieder zu den größten und angesehensten Kreditinstituten der Welt. Doch seit den 90er Jahren ramponiert eine Serie von Skandalen den Ruf der Deutschen Bank. Verwicklungen in Geldwäsche und Steuerhinterziehung, dubiose Hypotheken-Deals, undurchsichtige Zinswetten und Strafzahlungen sorgen für hohe Milliardenverluste; der Aktienkurs bricht ein.
2016 urteilt der IWF: "Unter den global tätigen Banken (...) scheint die Deutsche Bank der wichtigste Nettolieferant von Systemrisiken zu sein."
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 10. März 2020 ebenfalls an die Gründung der Deutschen Bank. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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