Dampflokomotive der Selfkantbahn fährt vorbei am Haltepunkt "Gelindchen" (Aufnahme von 2013)

26. Oktober 1977 - Letzte reguläre Dampflokfahrt der Deutschen Bundesbahn

Stand: 26.10.2017, 00:00 Uhr

Emden hat viele Attraktionen. Die Kunsthalle natürlich oder "Dat Otto Huus" des Blödelbarden Otto Waalkes. Eine weitere steht direkt auf einer Grünfläche vor dem Hauptbahnhof auf einem Sockel. Es ist die Dampflokomotive 44.903 der Deutschen Reichsbahn: Baureihe 43, mit fünfachsigem Triebwerk, gebaut 1943 von der "La Compagnie générale de construction de locomotives (Batignolles-Châtillon)" im besetzten Frankreich.

Konrad Möthe ist die Lok viele Jahre lang gefahren – erst mit Kohle, später mit Heizöl zur Feuerung. Über 60 Grad herrschen dort im Führerstand. "Das müssen Sie sich mal vorstellen, wenn dann die Tür aufkam und das Feuer loderte", erinnert er sich mit seinen 78 Jahren. "Da musste man immer wieder nachschieben. 3,5 Tonnen Kohle von Emden nach Rheine musste man jeden Tag schaufeln. Und dann 3,5 Tonnen wieder retour."

Letzte reguläre Fahrt einer Dampflokomotive (am 26.10.1977)

WDR 2 Stichtag 26.10.2017 04:17 Min. Verfügbar bis 24.10.2027 WDR 2


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Energie- und kostenintensiv

Die Erfindung der Dampflok ist eng verknüpft mit der Industrialisierung Europas, namentlich mit der Eisen- und Stahlindustrie. Mit dem Schienenmonster können Kohle und Erz viel kostengünstiger und schneller als mit Pferdefuhrwerken von einem Ort zum anderen transportiert werden. 1835 beginnt mit dem berühmten "Adler" auf der Strecke Nürnberg-Fürth auch in Deutschland das Eisenbahnzeitalter.

Gewaltig ist die Dampflok. Dass man sieht und hört, wie es dampft und zischt, begeistert bis heute die Menschen. Aber effektiv und umweltschonend ist das Monstrum nicht. Zudem braucht man mit Lokführer und Heizer gleich zwei Menschen als Personal. Und mit 80 Stundenkilometern sind Dampfloks auch nicht sonderlich schnell. Deshalb wurden sie seit den 1920er Jahren durch Elektroloks ersetzt. Auf dem Gebiet der Deutschen Bahn dauerte die Umstellung allerdings noch bis weit in die 1950er Jahre.

2.000 Tonnen Güter

Die ersten Einsätze der Dampflok 44.903 sind nur unzureichend dokumentiert. Nach Kriegsende kommt sie vor allem im Hessischen zum Einsatz. In ihren letzten Jahren transportiert sie unter anderem Erz aus Übersee von Emden zu den Stahlhütten des Ruhrgebiets. 2.000 Tonnen Güter sind da keine Seltenheit. In der Region hält sich die Dampflokfahrt im Güterverkehr besonders lang: Die Strecke ist flach, hohe Geschwindigkeiten sind nicht nötig. Und es gibt kein Geld, um die sogenannte Emsland-Bahn zu elektrifizieren.

Am 26. Oktober 1977 zieht Dampflok 44.903 einen Hilfszug-Gerätewagen von Oldersum nach Emden, wo sie um 15.45 Uhr ankommt. Es ist die letzte reguläre Fahrt einer Dampflok in Deutschland. Sofort gründet sich ein Freundeskreis, der Gelder für die Rettung akquiriert. Sehr zur Freude der Besucher, die nicht nur wegen Kunsthalle und Otto Huus, sondern auch wegen der Dampflok nach Emden kommen.

Programmtipps:

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Oktober 2017 ebenfalls an die letzte reguläre Fahrt einer Dampflokomotive bei der Deutschen Bundesbahn. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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