Arbeitsscheuer Playboy und reichster Frührentner Deutschlands nennt die Presse den letzten Spross der Krupp-Dynastie. Alimentiert mit Millionen des Essener Stahlkonzerns genießt Arndt von Bohlen und Halbach ein exzentrisches, scheinbar sorgloses Luxusleben.
Ein Lebemann sei Arndt, der den Namen Krupp nicht mehr führen durfte, sicher gewesen, meint André Schäfer. In seiner Dokumentation "Herr von Bohlen" zeigt der Filmemacher jedoch auch dessen andere Seite: sensibel, unglücklich, geprägt von der emotionalen Kälte seiner Familie.
Zum Erbverzicht überredet
Weit weg von der Villa Hügel, wo Bertha und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach herrschen, wird Arndt am 24. Januar 1938 in Berlin geboren. Die Ehe von Vater Alfried mit der geschiedenen Kaufmannstochter Anneliese gilt den Großeltern als unstandesgemäß. Erst als Alfried sich von seiner Frau trennt, darf er zum Erben der Firma Friedrich Krupp aufrücken.
Vom Vater abgeschoben, verbringt Arndt seine Jugend in Internaten. "Er war ganz in den Fängen seiner Mutter, die ihn als Verbindung zu den Krupp' schen Millionen sah", erzählt Arndts Cousine Diana. Als der Konzern in den 60ern finanziell in Schieflage gerät, überredet Berthold Beitz, Alfried Krupps Generalbevollmächtigter, den 28-jährigen Arndt zum Verzicht auf sein Erbe.
Eine Stiftung wird Konzerneigentümerin; im Gegenzug erhält Arndt lebenslang eine jährliche Apanage von zwei Millionen Mark. Damit verzichtet er nicht nur auf die Unternehmensführung, sondern auch auf ein Vermögen von rund drei Milliarden Mark.
Rastlose Suche nach Anerkennung
Derart abserviert stürzt sich Arndt von Bohlen und Halbach ins Jetset-Leben. Er pendelt zwischen Miami Beach, Bangkok und Marrakesch, feiert pompöse Feste und macht trotz der Ehe mit Hetty von Auersperg keinen Hehl aus seinem Schwulsein. Schönheitsoperationen verwandeln sein Gesicht zur Maske.
Die Millionen aus Essen reichen längst nicht, um das verschwenderische Leben zu finanzieren. Wie ein Flüchtling jettet von Bohlen und Halbach auf der Suche nach Anerkennung um die Welt. Von Mundbodenkrebs entstellt, stirbt der letzte Krupp am 8. Mai 1986 in München.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. Januar 2018 ebenfalls an Arndt von Bohlen und Halbach. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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