Mitte des 19. Jahrhunderts ist der Straßen- und Tunnelbau brandgefährlich. Sprengungen sind oft nur mit extrem starken Schwarzpulver möglich, was schwer zu dosieren ist. Das ändert sich 1847 mit der Erfindung des Nitroglycerins – und auch wieder nicht. Zwar lassen sich Grabungen mit dem Stoff um ein Vielfaches beschleunigen. Aber Nitroglycerin reagiert überaus empfindlich auf die kleinsten Erschütterungen und auf Hitze.
Mit seiner Erfindung des Dynamits macht Alfred Nobel das Nitroglycerin handhabbar: ein Urknall für das Industriezeitalter und sein Bedürfnis nach Mobilität, aber auch ein Anschub des erklärten Pazifisten für die mörderische Kriegsmaschinerie.
Die Initialzündung
Geboren wird Nobel 1833 in Stockholm. Seine Kindheit verbringt er in Sankt Petersburg, wo sein Vater Unternehmer für Schnellfeuergeschütze und Sprengminen ist. Nobel erhält besten Privatunterricht, was ihm später bei Geschäften hilft: Bereits als 17-Jähriger beherrscht er fünf Sprachen. Sein Vater schickt den vor allem an Literatur Interessierten durch die Welt. In Paris trifft er Ascanio Sobrero, den Erfinder des Nitroglycerins.
Nach seiner Rückkehr aus Frankreich 1859 versucht Nobel zunächst, Nitroglycerin als Sprengstoff durch eine sichere Zündung brauchbarer zu machen. Sein per Zündschnur aktivierter Initialzünder aus Schwarzpulver 1863 ist eine gewaltige Forschungsleistung – der ein tragischer Rückschlag folgt: Nobels jüngerer Bruder Emil stirbt 1864 mit vielen Arbeitern bei einer Explosion, Nobel selbst wird schwer verletzt, der Vater erleidet in der Folge einen Schlaganfall. Schweden untersagt die Herstellung und Lagerung von Nitroglycerin.
Kieselgur als Quantensprung
Nobel macht trotzdem weiter und gründet in der Gemeinde Geesthacht bei Hamburg die Firma "Alfred Nobel & Co". Trotz zahlreicher Unfälle in seinen Fabriken schießen die Auftragszahlen in die Höhe. Experimente macht Nobel unter anderem auf einem Floß auf der Elbe.
Diesmal geht es vor allem darum, Nitroglycerin durch Beigabe anderer Stoffe beim Transport ungefährlich zu machen. Schließlich mischt Nobel den Stoff mit Kieselmehl, füllt das breiige Gemisch in Papprollen, versieht alles mit seinem Initialzünder und verkauft das Produkt als "Dynamit". Am 26. Mai 1868 erhält er hierauf ein US-Patent und wird zu einem der reichsten Männer der Welt.
Alfred Nobel stirbt ohne Erben 1896 im italienischen Sanremo. Testamentarisch verfügt er, dass jährlich an seinem Todestag Preise an jene verliehen werden, die der Menschheit in Physik, Chemie, Medizin, Literatur und in Friedensfragen größten Nutzen beschert haben.
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