9. Mai 1882 - US-Patent für ein verbessertes Stethoskop

Stand: 09.05.2017, 00:00 Uhr

Es ist eines dieser Geräte, bei denen man sich nicht vorstellen kann, wie das Leben ohne sie aussah. Erst 1816 hat der französische Arzt und Lungenspezialist René Laënnec das Stethoskop erfunden – seitdem gehört das Abhören von Herz und Lunge zum festen Bestandteil einer jeden körperlichen Untersuchung.

Vorher war es üblich gewesen, den Brustkorb abzuhören, indem der Arzt sein Ohr direkt auf den Patienten legte. Laënnec mochte das nicht, rollte ein Papier zusammen, drückte es auf die Brust – und hörte mit diesem improvisierten Hörrohr besser als je zuvor. Die Idee des Stethoskops war geboren.

In den Patienten hineinschauen

Laënnec baute Hörrohre aus Holz, einfach, aber hilfreich. "Das Stethoskop verlängert über den Sinn des Hörens das Auge so weit, dass man in den lebenden Patienten hineinschauen kann", erklärt Stefan Schulz, Medizinhistoriker an der Universität Bochum. Deswegen nannte Laënnec sein Rohr auch Stethoskop, also Brustüberwacher oder Brustmessgerät.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden Stethoskope mit zwei Ohrstücken. Von da an konnten Ärzte Töne und Geräusche von Herz, Lunge und Darm in Stereo hören. Und bald wurden statt Holzröhren Membranen auf die Patientenkörper gesetzt.

"Die Schallübertragung zwischen Körper und Gerät ist laufend verbessert worden", sagt der Medizinhistoriker Schulz.

Das Bild eines Stethoskops wird berühmt

Am bekanntesten wurde merkwürdigerweise ein Patent, das dem Patienten nur wenig Fortschritt brachte. William Fraser Ford baute in New York eine Konstruktion ein, mit der Ärzte regulieren konnten, wie fest das Stethoskop in den Ohren sitzt.

Niemand würde sich heute daran erinnern, wenn es die Zeichnung des patentierten Stethoskops nicht in die Popkultur geschafft hätte. "William F. Ford" steht über der bekannten Zeichnung – und das Datum der Patentierung, der 9. Mai 1882. Bis heute wird das Bild auf Poster, T-Shirts und Duschvorhänge gedruckt.

Schülerin baut selbstdesinfizierendes Stethoskop

Eine neues und viel wichtigeres Patent hält eine deutsche Schülerin: Rieke-Marie Hackbarth aus Norderstedt hat ein selbstdesinfizierendes Stethoskop gebaut.

Der Bedarf ist da: Eine Studie der WHO zeigt, dass Stethoskope ähnlich stark mit Erregern belastet sind wie Teile der Hände der Ärzte. Das betrifft vor allem die Membran am Bruststück des Stethoskops, das auf die Haut der Patienten gelegt wird.

Mediziner und Pflegekräfte müssten ihr Stethoskop nach jeder Anwendung reinigen. Aber das tun längst nicht alle. "Meine Idee war, dass die Desinfektion automatisch funktionieren muss, ohne dass man daran denken muss oder es vergessen kann", sagt Hackbarth. Diese Aufgabe übernimmt nun eine kleine Automatik-Pumpe mit Desinfektionsmittel, die sie in ein Stethoskop gebaut hat.

Einen Sonderpreis beim Bundeswettbewerb von "Jugend forscht" hat sie 2015 dafür bekommen. Ein Medizintechnik-Hersteller will mit dem Gerät nun in Serienproduktion gehen.

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