Anfang des 16. Jahrhunderts fällt das Multiplizieren und Dividieren selbst Wissenschaftlern schwer. Wer etwas zu kalkulieren hat, zieht einen der reisenden Rechenmeister zur Hilfe.
Für Gauner und Ganoven ist es ein Leichtes, Leute über den Tisch zu ziehen. Zumindest, bis Adam Riese das Geheimnis des Rechnens mit leicht verständlichen Lehrbüchern lüftet.
Erklärungen und Lösungen
In seinen Werken finden sich Textaufgaben wie: "Ein Zentner Wachs so da hat 100 Pfund, kost 15 Gulden, wie kommet ein Pfund so man zehn Gulden an Hundert gewinnen will." Heute würde sich das so lesen: "Wenn 100 Pfund Wachs 15 Gulden kosten, wie teuer ist dann ein Pfund, wenn man zehn Prozent Rabatt bekommt?"
Zu den Aufgaben liefert Riese gleich didaktisch aufbereitete Erklärungen und die Lösungen mit. Schriftliches Rechnen kann nahezu jeder verstehen.
Mathematik für jedermann
Denn Riese schreibt in deutscher statt der damals üblichen lateinischen Sprache. Der Rechenmeister will, dass viele Menschen das Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren beherrschen sollen, vor allem damit man sie nicht mehr beschummeln kann.
Geboren wurde der "Vater des modernen Rechnens" 1492 im fränkischen Staffelstein als Adam Ries. Das "e" wird später seinem Namen durch die Deklination "nach Adam Riese" angehängt. Die Kindheit und Jugend verbringt Riese als Gänsehirt.
Schon früh fällt wohl seine Begabung auf, sodass er eine Zunftausbildung als Rechenmeister absolviert. Im Gegensatz zu vielen Zunftgenossen will er sein Handwerk mit möglichst vielen Menschen teilen.
Einführung der arabischen Zahlen
Zunächst muss der Mathematiker viel Überzeugungsarbeit leisten. Die von ihm benutzten arabischen Zahlen wecken Ängste, man ist die römischen Ziffern gewohnt. Zudem verwendet Riese die Null. "Es gab Leute, die haben gesagt, die Null kommt von den Heiden, von den Arabern. Und was von dort kommt, ist gefährlich", erklärt der Erfurter Historiker Manfred Weidauer.
Der Rechenmeister kann seine Kritiker eines Besseren belehren, die arabischen Ziffern setzen sich durch. Auch der entstehende Buchdruck trägt zur Verbreitung seiner Werke bei. Im sächsischen Annaberg steigt er zum kurfürstlichen Hofarithmetikus auf und führt das Leben eines angesehenen Mannes.
Adam Riese stirbt am 30. März 1559 mit stolzen 67 Jahren. Zu Lebzeiten hat er sich wohl kaum vorstellen können, dass man noch Jahrhunderte später Rechenergebnisse mit der Floskel "nach Adam Riese" präsentieren wird.
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