Charles Babbage ist ein wahrer Tausendsassa. Als Mathematiker beschäftigt er sich intensiv mit Verschlüsselungstechniken und der Navigation von Unterwasserbooten. Er erfindet ein Instrument zur Untersuchung der Retina und einen Lokomotiv-Vorsatz zum Entfernen des Schnees auf Schienen. Zusätzlich stellt er die Lebensversicherung auf mathematische Beine. Und auf dem Lohnkostensektor schreibt er eine Arbeit, die Karl Marx später als Grundlage seiner Kapitalismuskritik dient.
Babbages große Leidenschaft aber ist die Welt mechanischer Rechenmaschinen auf der Basis von Lochkarten. Einmal brütet er gedankenverloren in der Analytischen Gesellschaft in Cambridge über Logarithmentafeln, als ein Kollege den Raum betritt. "Babbage, sag, wovon träumst du?", soll dieser nach Aussage des Mathematikers haben. Und Babbage erwidert: "Ich denke daran, dass all diese Tafeln von einer Maschine berechnet werden könnten." Dieser Gedanke wird zu Babbages großem Lebensziel. Und ausgerechnet daran wird er grandios scheitern.
Die "Difference Engine No. 1"
Geboren wird Babbage am 26. Dezember 1791 als Sohn eines reichen Spekulanten im englischen Walworth. 1810 beginnt er ein Studium der Mathematik und Chemie am Trinity College in Cambridge, zwei Jahre später gründet er mit John Herschel die Analytical Society. Von Anfang an provoziert der überempfindliche und stolze Mann, der zu Jähzorn neigt, die Professoren.
Mitten im Krieg mit Napoleon will er die moderne französische Mathematik in England etablieren – für eine akademische Karrierre ist dies erst einmal wenig günstig. Trotzdem wird Babbage 1816 Mitglied der Royal Society. 1824 wird er Schriftführer der Royal Astronomical Society, die er, ebenfalls mit John Herschel, selbst gegründet hatte. 1828 folgt die Ernennung zum Professor für Mathematik.
Anfang der 20er Jahre reift in Babbage die Idee zu einer Rechenmaschine, die Tabellenwerke fehlerlos berechnen soll: Vor allem für die Navigation der Seefahrt nach den Sternen – und damit für den Fortbestand der britischen Handels- und Militärmacht – wäre dies ein immenser Fortschritt. 1832 stellt er als Teilmodell einen ersten Prototypen fertig, der auch tatsächlich funktioniert. Das macht Hoffnung, weshalb die Regierung in London die nun anschließende Entwicklung an einer "Difference Engine No. 1" rückhaltlos unterstützt.
Vorläufer des Computers
Nach dem Tod seines Vaters hat Babbage nicht nur den Blankoscheck der Regierung, sondern auch ein beträchtliches Erbe zur Verfügung. Von nun an schliddert sein Projekt ins Desaster. Denn Babbage ist zwar ein grandioser Theoretiker, aber alles andere als ein kluger Unternehmer. Mit der finanziellen Unabhängigkeit im Rücken verkünstelt er sich gnadenlos, entwickelt immer neue Optimierungsstrategien – und weitet seine Konzeption da aus, wo sie nach ersten Problemen in der technischen Fertigung seiner Maschine eigentlich hätte eingedampft werden müssen.
Babbages Ideen zielen immer mehr auf eine Rechenmaschine, die nicht nur Tabellen bewältigen kann. Deren Potenzial erkennt vor allem die erst 17-jährige britische Mathematikerin Ada Augusta, Countess of Lovelace, die für Babbages nie fertiggestellte Rechenmaschine ein komplexes Programm entwickelt, welches wesentliche Aspekte späterer Programmiersprachen vorwegnimmt. Durch ihre Veröffentlichung 1843 erscheint Babbage im Nachhinein als früher Wegbereiter des Computers. Lovelace stirbt 1852 früh an Krebs. Babbage stirbt 1871, alt und verbittert, in London.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Dezember 2016 ebenfalls an Charles Babbage. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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