Stichtag

26. August 2008 - Vor 1550 Jahren: Erste schriftliche Erwähnung der Null

Babylon, vor 3.000 Jahren. Im mächtigen Zentrum des babylonischen Reichs wird die Keilschrift entwickelt und zum Rechnen benutzt. Mit Hilfe kleiner Symbole lassen sich Zahlen darstellen, deren konkreter Wert sich - wie heute - aus ihrer Position in der jeweiligen Ziffernfolge ergibt. Ein Zeichen für Null allerdings gibt es nicht. Wenn die Babylonier zeigen wollen, das irgendwo mathematisch nichts ist, lassen sie in der Ziffernfolge einfach eine Lücke.

Die Methode ist problematisch. Denn die Abstände zwischen den Zeichen variieren, da per Hand gemeißeltt oder eingeritzt, ohnehin. Wann ist die Lücke also nur ein Abstand, wann ist sie ein Symbol fürs Nichts? Im 7. Jahrhundert vor Christus entwickeln Mathematiker deshalb zwei schräg gestellte Keile, die fortan für die Leere stehen. Später sind es vermutlich griechische Astronomen, die erstmals einen ovalen Kreis als Zeichen für die Null verwenden. Wie sie darauf kommen, ist unbekannt. Vielleicht orientieren sie sich am ersten Buchstaben des griechischen Wortes "Omikron", das "Nichts" bedeutet.

Auch bei den Griechen gilt die Null nicht als konkrete Zahl, mit der man rechnen kann: Sie ist nur ein Platzhalter, falls es einmal nichts gibt, was zu zählen wäre. Wichtig wird die Null als Zahl erst in einem algebraischen System, bei dem auch mit negativen Werten und Mengen gerechnet werden kann: Wenn man von Etwas etwas abzieht, das größer ist, muss man den Nullpunkt überschreiten. Die Inder sind es schließlich, die der Null den Stellenwert einer gleichberechtigten Zahl verleihen. In einer indischen Handschrift aus dem Jahr 458 findet sich die Ziffer erstmals in dieser neuen Funktion. Seitdem ist unser Alltagsleben voller Nullen.

Stand: 26.08.08