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Polizisten kontrollieren Autofahrer am autofreien Sonntag in Köln, November 1973

1. Juni 1973 - Vorbote der Ölkrise: OPEC beschließt drastische Ölpreis-Erhöhung

Energiequellen sind Macht. Das wissen wir nicht erst seit dem Ukrainekrieg. Mitte der 1970er Jahre steigt der Weltmarktpreis für Öl plötzlich drastisch. Die Auswirkungen sind erheblich.

Mineralöl verliert als Energieträger und Rohstoff immer mehr an Bedeutung. Das war aber nicht immer so. Öl war lange der "Schmierstoff" der Weltwirtschaft.

Die gezielte Suche und Förderung von Rohöl beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten von Amerika. Am Persischen Golf geht es ein halbes Jahrhundert später los, als die Briten 1908 dort fündig werden. Aufgrund eines Konzessionsvertrags mit dem damaligen Schah von Persien können British Petroleum und andere Firmen diese Quellen jahrzehntelang exklusiv ausbeuten.

Gründung der OPEC

Den Erdölpreis können die Firmen dabei selbst festsetzen. Doch damit sind andere erdölexportierende Länder nicht zufrieden, wollen mehr für ihr Öl bekommen. Saudi-Arabien, Kuwait, Irak, Iran und Venezuela schließen sich deshalb 1960 zur OPEC zusammen, später folgen Staaten wie Katar, Libyen, die Vereinigten Arabischen Emirate, Algerien oder Nigeria. Weil die weltweite Nachfrage nach Öl nach dem Zweiten Weltkrieg stetig zunimmt, geht die Rechnung auf: Die Förderländer können höhere Preise durchsetzen.

Das System gerät jedoch ins Wanken, als die USA 1971 beschließen, den Dollar nicht mehr an den Wert des Goldes zu binden. Das ist das Ende des bewährten Währungssystems. Der US-Dollar verliert drastisch an Wert. Und weil das Rohöl damals wie heute in Dollar gehandelt wird, gehen die Einkünfte der Förderländer rasant bergab.

Vorbote der Ölkrise 1973: Die OPEC erhöht den Ölpreis

WDR ZeitZeichen 01.06.2023 14:28 Min. Verfügbar bis 01.06.2099 WDR 5


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Das will die OPEC, die zu dem Zeitpunkt knapp 60 Prozent der weltweiten Förderung hat, verhindern. Als sie die Preise erhöht und gleichzeitig die Förderung reduziert, löst das Schockwellen bis an deutsche Tankstellen-Zapfsäulen aus. Am 1. Juni 1973 wird bei Verhandlungen zwischen der OPEC und den größten westlichen Erdölgesellschaften eine weitere Preiserhöhung von 11,9 Prozent für Rohöl vereinbart.

"Autofreie Sonntage" in Deutschland

Noch dramatischer wird die Situation im Herbst 1973. Als Reaktion auf den israelisch-ägyptischen Jom-Kippur-Krieg drosseln die OPEC-Staaten ihre Förderung und lösen die erste Ölpreiskrise aus. Die Folgen in den Verbraucherländern sind tiefgreifend: Die Wirtschaft stockt, Inflation und Arbeitslosigkeit steigen. Deutschland erlebt im Winter 1973/74 Fahrverbote und "autofreie Sonntage".

Autor des Hörfunkbeitrags: Kay Bandermann
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

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