Als am 16. September 1810 der Schrei von Dolores erklingt, beginnt der mexikanische Unabhängigkeitskrieg. "Nieder mit der Regierung. Es lebe Mexiko", ruft Miguel Hidalgo seinen Mitstreitern zu und lässt die Kirchenglocken seiner Gemeinde läuten. Damit wird er - ein Pfarrer vom Lande - schon zu Lebzeiten ein Volksheld in Neuspanien, dem heutigen Mexiko.
Am 8. Mai 1753 wird Miguel Hidalgo als Sohn spanischer Einwanderer im Vizekönigreich Neuspanien geboren. Als er neun Jahre alt ist, stirbt seine Mutter. Sein Vater gibt ihn in die Obhut eines Großonkels, der sich um seine Ausbildung kümmert. Im Studium der freien Künste kommt er zum ersten Mal mit revolutionären Ideen in Berührung. Doch als Künstler zu überleben, ist in dieser Kolonialgesellschaft nicht möglich. Er entscheidet sich für ein zweites Studium: Philosophie und Theologie in Mexiko-Stadt.
Vom einfachen Pastor zum Revolutionär
Fünf Jahre später erhält er die Priesterweihe. Er wird Theologieprofessor und Rektor einer Universität. Zu diesem Zeitpunkt hat er bereits zwei Kinder und eine Lebensgefährtin, die er jedoch verlässt. Als Ketzer angeklagt, tritt er zurück und wird einfacher Gemeindepfarrer. Er gründet Werkstätten, pflanzt Weinstöcke und Olivenbäume und übersetzt Werke von Molière, die er in einem eigenen Theater aufführen lässt. Doch Hidalgo findet keine Ruhe. Er reist durchs Land, wird Freimaurer und beschäftigt sich immer intensiver mit dem Gedanken der Revolution.
Dabei geht es ihm zunächst gar nicht um den Kampf gegen die spanischen Kolonialherren und ihren König Ferdinand VII., sondern um die - seiner Meinung nach - unfähige Regierung vor Ort und die ungleichen Verhältnisse. Er will, dass die Menschen in Neuspanien und Spanien gleichberechtigt leben. Aber auch die Revolutionen in Frankreich und Nordamerika inspirieren ihn. Er entwickelt klare Vorstellungen von einer freien Zukunft für sein Volk.
Aufstand nicht mehr aufzuhalten
Als Napoleon Europa erobert und 1808 auch Spanien besetzt, sieht Hidalgo die Chance für einen Aufstand in der Neuen Welt gekommen. In seinem Dorf Dolores beginnt die Revolution und zunächst folgen dem Pfarrer, Künstler und Revolutionär 200 Menschen. Doch die bunte Mischung aus zahlreichen Bauern, die ihre Lebensgrundlage sichern wollen, und einigen aufklärerisch gesinnten Intellektuellen, die eine freiere und gerechtere Gesellschaft anstreben, wird täglich größer.
Die Zahl der Rebellen wächst ebenso, wie die der Opfer. Denn gegen die spanischen Truppen haben sie auf Dauer keine Chance. Hidalgo wird verhaftet, von der Inquisition verhört, verurteilt und schließlich hingerichtet. Die Autonomiebewegung lässt sich damit aber nicht mehr aufhalten. 1821 wird Mexiko offiziell unabhängig.
Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas Klug
Redaktion: Gesa Rünker
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