"Es ist eine verbrecherische Raubgier, etwas zu erobern, worauf man keinen Anspruch hat", notiert der am 24. Januar 1712 geborene preußische Kronprinz Friedrich. Mit 27 Jahren verfasst er "zur Verteidigung der Menschlichkeit" den "Anti-Machiavell", ein Bekenntnis zu Vernunft und Gerechtigkeit als Tugenden eines idealen Herrschers.
Damit festigt der älteste Sohn von Friedrich Wilhelm I. seinen Ruf als "Schöngeist", der lieber Flöte spielt und die Schriften französischer Aufklärer liest, statt sich mit Kriegsführung zu beschäftigen. "Kann nicht reiten noch schießen", schimpft der Vater, der mit Musik wenig anfangen kann und den Beinamen "Soldatenkönig" trägt.
Ein Schöngeist mit Kriegslust
Doch als Friedrich II. 1740 zum König aufsteigt, lässt er bald das Militär – das sein Vater zwar ausgebaut, aber nie eingesetzt hat – in Schlesien einmarschieren. Der Musiker, Dichter, Komponist und Denker entpuppt sich auf dem Schlachtfeld als rücksichtsloser Kriegstreiber. "Ich liebe den Krieg um des Ruhmes willen", lässt Friedrich II. nun verlauten.
Der erste Schlesische Krieg mündet in einen zweiten und 1756 schließlich in den Siebenjährigen Krieg, der viel Leid in ganz Europa verursacht. Friedrich II. bringt in den folgenden Jahren Schlesien und das polnische Westpreußen unter seiner Regentschaft. Sein Vater wäre wohl stolz auf ihn gewesen.
Herrscher mit vielen Widersprüchen
"Als Administrator, als Militär kommt er seinem Vater später viel näher, als er wahrscheinlich in seiner Jugend hat annehmen können", sagt der Historiker und Friedrich-Biograf Ewald Frie.
Zugleich unterhält Friedrich eine lebenslange enge Freundschaft mit dem Philosophen Voltaire, führt im Sinne der Aufklärung die Presse- und Religionsfreiheit ein – und bleibt doch ein absolutistischer Herrscher. "Eine gespaltene Person und eine Person, die enorme Mengen von Deutungen auf sich gezogen hat", sagt Biograf Frie.
Enthauptung des geliebten Freundes
Die harte Hand des Vaters gilt als eine Ursache für seine widersprüchliche Regentschaft. So muss Friedrich als junger Mann zusehen, wie sein Vater seinen engsten Freund – und wohl auch Geliebten – Hans Hermann von Katte enthaupten lässt. Dieser hatte mit Friedrich gemeinsam die Flucht vom Hof geplant.
Danach knickt der rebellische Friedrich ein. Er heiratet die vom Vater ausgewählte Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern. Die Ehe bleibt kinderlos. Der König umgibt sich zeitlebens lieber mit gebildeten, schöngeistigen Männern und wird als "alter Fritz" zum Inbegriff für "preußische Tugenden".
Rückkehr nach 200 Jahren
Der widersprüchliche König regiert 46 Jahre und stirbt am 17. August 1786. Sein letzter Wille, in Sanssouci "ganz schlicht auf der Höhe der Terrasse" beigesetzt zu werden, erfüllt man ihm erst 1991, an seinem 205. Todestag.
Autor des Hörfunkbeitrags: Marko Rösseler
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. Januar 2022 an Friedrich II., der Große. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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