"Einmal haben die Habsburger einen Mann und dann ist es eine Frau", spottet Friedrich II. von Preußen über Maria Theresia. Als die Erzherzogin von Österreich, Königin Ungarns und Böhmens und der Habsburgischen Erblande mit nur 23 Jahren von ihrem Vater ein gigantisches Reich erbt, reiben sich die habgierigen Verwandten und Gegner die Hände: Eine unerfahrene Frau an der Spitze Österreichs scheint ein leichtes Spiel, um die eigenen Besitztümer zu erweitern.
Auch der preußische König sieht seine Chance, in Schlesien einzumarschieren. Aber: Maria Theresia ist zäh, kompromisslos und überzeugt, dass sie von Gott für die Herrschaft ausgewählt wurde. "Deshalb muss Gott ihr auch die Fähigkeit gegeben haben, dieses Reich zu verteidigen", sagt Professorin Barbara Stollberg-Rilinger, die eine Biografie über Maria Theresia verfasst hat.
Nur Schlesien geht verloren
Die junge Monarchin behauptet sich gegen ihre Widersacher. Schlesien geht zwar verloren, doch die restlichen Besitztümer kann Maria Theresia für das Haus Habsburg retten. "Dass sie diesen Erbfolgekrieg erfolgreich geführt hat, ist die Grundlage dafür, dass Österreich heute überhaupt noch existiert", erklärt Stollberg-Rilinger, die darin auch einen Grund für die spätere Verehrung der widersprüchlichen Herrscherin sieht.
Geboren wird Maria Theresia am 13. Mai 1717 in Wien. Einen Monat vor ihrer Geburt legt der Vater Kaiser Karl VI. fest, dass bei fehlendem männlichen Thronfolger die älteste Tochter das Zepter übernehmen soll und das Habsburger Reich durch die Erbfolge nicht geteilt werden darf.
Mit strenger Hand regiert
Damit die europäischen Machtverhältnisse nicht ins Wanken geraten, wird Maria Theresia mit dem wenig einflussreichen adligen Franz Stephan von Lothringen verheiratet. Die beiden kennen sich, seit die Erzherzogin sieben Jahre alt ist und - was in ihren Kreisen äußerst selten vorkommt – lieben sich. Als Maria Theresia 1740 den Thron besteigt, hat das Paar bereits drei gemeinsame Kinder, 13 weitere werden folgen.
Umgeben von ihrer Familie inszeniert sich Maria Theresia gerne als liebevolle Mutter, perfekte Ehefrau und erfolgreiche Regentin. Biografin Stollberg-Rilinger rüttelt am Mythos: "Sie hat ein sehr distanziertes, sehr kontrollwütiges Verhältnis zu ihren Kindern gehabt." Auch ihre Untertanen bespitzelt sie, lässt Briefe öffnen, bevor diese weiter geschickt werden. Die angeblich dem Allgemeinwohl ihres Volkes verpflichtete Landesmutter ist zugleich rigide, misstrauisch und intolerant.
Erst Krieg, dann Reformen
Nach den langen Kriegen setzt Maria Theresia radikale Reformen durch: Sie strafft die Verwaltung, lässt Adel und Klerus erstmalig Steuern zahlen und führt die Schulpflicht ein. Gleichzeitig geht die strenge Katholikin gegen Protestanten und Juden vor. "Sie hat die Prager Juden mitten im Winter bei klirrender Kälte ausgewiesen", so Stollberg-Rilinger.
Maria Theresia platziert ihre überlebenden 14 Kinder mittels Heirat wie Schachfiguren an verschiedene europäische Höfe - immer mit Spitzel und Informanten im Gefolge. Nur einen kann die Kaiserin nicht kontrollieren: Joseph II. ihren ältesten Sohn und Nachfolger, den sie 1765 - nach dem Tod ihres Mannes - zum Kaiser und Mitregenten ernennt.
Joseph II. fühlt sich dem Geist der Aufklärung verbunden, dem Naturrecht und der Toleranz und steht damit im Widerspruch zu den Werten seiner Mutter. Maria Theresia stirbt am 29. November 1780 mit 63 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 13. Mai 2017 ebenfalls an Maria Theresia. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 14.05.2017: Vor 325 Jahren: Veröffentlichung von wöchentlichen Wetterberichten in England