April 73 - Der Fall der Festung Masada in Judäa
Lieber tot als unfrei: Die Eroberung der Festung Masada durch die Römer im Jahr 73 nach Christus und der kollektive Suizid der dort verschanzten letzten jüdischen Widerstandskämpfer wird zum Symbol und Mythos des modernen israelischen Freiheitswillens.
Hunderte Männer, Frauen und Kinder beschließen den gemeinsamen Suizid, um nicht in die Hände ihrer Feinde zu fallen. Schauplatz dieser Tragödie ist vor rund 2.000 Jahren die Felsenfestung Masada hoch über dem Toten Meer.
Dort verschanzen sich die letzten jüdischen Widerstandskämpfer gegen die Römer, die die Festung monatelang belagern. Die Legionäre stehen kurz davor, die Mauern zu überwinden. Was sie dann bei der Eroberung vorfinden, "ist ein ungeheuerliches Geschehen, das sie nicht zu glauben fähig sind". So berichtet der antike jüdische Historiker Flavius Josephus.
Ende des Jüdischen Krieges
Der Fall von Masada in Judäa im April 73 nach Christus markiert zugleich das Ende des Jüdischen Krieges, der sieben Jahre zuvor mit einem Aufstand der Juden gegen ihre langjährigen römischen Besatzer begann. Die Rebellen, darunter militante Fanatiker wie Zeloten und Sikarier, kämpfen erbittert gegen die Römer, aber auch gegen ihre eigenen Landsleute, die ihrer Meinung nach ungläubig sind und sich zu sehr mit den Besatzern arrangieren.
So ist dieser Krieg auch ein Bürgerkrieg. Er tobt vor allem in Jerusalem, als die Truppen Roms bereits weite Teile des Landes erobert haben und vor den Toren stehen. Im Jahr 70 wird die Hauptstadt eingenommen und der Tempel, das wichtigste Heiligtum der Juden, zerstört.
Aufständige sitzen in der Falle
Die verbliebenen Aufständigen ziehen sich mit Rebellenführer Eleazar ben Ja’ir nach Masada zurück. Die Festung, von König Herodes als Zufluchtsort errichtet, ist ein beeindruckendes Bauwerk, das auf einem isolierten Felsplateau thront. Sie beherbergt riesige Vorräte, die der König dort anlegen ließ, und gilt als uneinnehmbar.
Doch Tausenden von römischen Legionären kann sie nicht lange standhalten. Unter der Führung des Feldherrn Flavius Silva errichten sie eine gigantische Rampe, um ihre Belagerungstürme und Kriegsmaschinen näher an die Mauern zu bringen. Fluchtmöglichkeiten gibt es keine. Die Familien im Festungsinneren sind den Belagerern ausgeliefert - und wählen kurz vor der Erstürmung den kollektiven Suizid.
Masada als nationales Erbe Israels
Dieses Zeugnis des Widerstands und der Entschlossenheit ist bis heute ein wichtiges Symbol für die Juden. Bei der Gründung des Staates Israel 1948 spielt die Geschichte von Masada eine wichtige Rolle und dient als Inspirationsquelle für den jungen Staat.
Ob sie sich damals tatsächlich so zuträgt oder ob es sich bei den Schilderungen des Flavius Josephus um eine Mischung aus historischen Fakten, einem Hauch von Dramatik und literarischer Übertreibung handelt, können Historiker heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Dennoch: In Israel gehört die Geschichte vom Fall der Festung Masada zum nationalen Erbe - und die Ruinen am Toten Meer sind eine bedeutende Gedenkstätte.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Marfa Heimbach
Redaktion: David Rother
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