"Donnersohn" nannte ihn Jesus von Nazareth. Denn laut und ungestüm warb Jakobus der Ältere als einer der erstberufenen Jünger für die neue Christenbewegung. Nach der Ermordung Jesus' soll der Apostel nach Spanien gekommen sein und entlang eines Weges von Jesus erzählt haben. Historisch belegt ist das nicht. Jakobus taucht in weiteren Wundergeschichten auf, wie dieser aus dem Jahr 816: Jakobus soll von glitzernden Sternen umfunkelt mit großer Geste auf den spanischen Boden zu seinen Füßen gezeigt haben. Seine Anhänger sollen diese Stelle daraufhin Sternenfeld getauft haben, auf Lateinisch Compostela. Einer anderen Legende nach soll er noch in Judäa mit dem Schwert hingerichtet worden sein. Seine Jünger sollen seinen Leichnam einem Schiff ohne Besatzung übergeben haben, das in Galicien landete.
Ob er nun auf der Iberischen Halbinsel lebte oder nicht: Spanische Christen bauen dem Apostel eine Kathedrale und tragen seine vermeintlichen Reliquien am 25. Juli 816 in einem goldenen Sarkophag hinein. Seitdem pilgern Millionen Menschen aus ganz Europa auf verschiedenen Wegen nach Nordspanien, nach Santiago de Compostela.
Mehr deutsche Pilger nach Kerkelings Erfolgsbuch
Der Hauptweg, der Camino Francés, beginnt in den französischen Pyrenäen und ist 800 Kilometer lang. Er entsteht in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und verbindet als Hauptverkehrsachse die nordspanischen Königsstädte Jaca, Pamplona, Burgos und León. Schon die Kelten bezeichneten den Weg durch Nordspanien in vorchristlicher Zeit als magisch: Sie meinten, Kraftadern von Ost nach West zu spüren. Im Mittelalter wird aus dem Handelsweg auch eine religiöse Pilgerstrecke.
Das Pilgern kommt im Mittelalter in Mode: Viele Menschen wandern zu verschiedenen Wallfahrtsorten mit geheimnisvollen Reliquien. Wer es sich leisten kann, sucht sich ferne Ziele aus, wie eben Santiago. Bereits im Mittelalter geben sich die Pilger eine Jakobsmuschel als Erkennungszeichen und lassen sich die Wanderetappen im Pilgerpass abstempeln. Weitere Teilwege, die zum Hauptjakobsweg führen, kommen erst in Frankreich, später in ganz Europa dazu. Heute erfüllt das Wandern auf dem Jakobsweg die Sehnsucht, sich selbst zu finden. Das Bild der Jakobsmuschel kennzeichnet den historischen Pilgerweg überall in Europa.
Luther: "Man weiß nicht, ob Jakob oder ein toter Hund da liegt!"
Auch Prominente machen sich auf den Weg und reden darüber, wie der Entertainer Hape Kerkeling im Jahr 2001. "Der Weg ist eine spirituelle Erfahrung. Während man läuft, passiert eine Menge mit einem. Der Weg ist das Ziel. Ich kann schwer in Worte fassen, was passiert", erklärt er. Kerkelings Tagebuch "Ich bin dann mal weg" erscheint 2006 und ist eines der am meisten verkauften deutschsprachigen Sachbücher. Laut Statistiken, die in Santiago de Compostela erhoben werden, nimmt nach Kerkelings Buch die Zahl deutscher Pilger deutlich zu: Im Jahr 2007 erreichen rund 14.000 von ihnen Santiago, 71 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Das Ziel aller Wanderer ist der goldene Schrein in Santiago de Compostela. Am Ende ihrer gewaltigen Wanderung umarmen die Pilger den Sarkophag, wie es seit Jahrhunderten Brauch ist – ob aus religiöser Ergriffenheit oder aus Stolz über das erreichte Ziel. Dass tatsächlich Jakobus im Sarkophag liegt, ist höchst unsicher. Schon Martin Luther spottete: "Man weiß nicht, ob Jakob oder ein toter Hund da liegt! Lass reisen, wer da will, bleib du daheim!" Wohl aus gutem Grund hat die katholische Kirche Echtheitsprüfungen der Jakobus-Reliquien in Santiago de Compostela untersagt. Kein Wissenschaftler darf sie untersuchen.
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Stichtag am 26.07.1971: Vor 45 Jahren: Todestag der Fotografin Diane Arbus