Eigentlich ist die Reise nur als Werbetrip geplant. Charlie Chaplin möchte für seinen neuen Film "Limelight" ("Rampenlicht") in Europa werben. Dafür reist er im September 1952 erstmals nach 21 Jahren in den USA wieder in seine Heimat England. Ein halbes Jahr will er sich für die Reise Zeit nehmen - und ahnt nicht, dass er die USA deutlich länger nicht wiedersehen wird.
Denn während seiner Reise wird Chaplin in den USA zur unerwünschten Person erklärt. Am 18. September 1952 erreicht ihn an Bord der "Queen Elizabeth" ein Telegramm, dass er nur nach einer Befragung wieder einreisen darf. Am 19. September kündigt der US-Justizminister Pläne an, eine Untersuchung einzuleiten, ob Charlie Chaplin überhaupt wieder in die USA aufgenommen werde.
US-amerikanische Kritiker von Chaplins "Anti-Amerikanismus" haben ihn schon lange auf dem Kieker. Konservative wollen die USA schützen vor allen fremdländischen Einflüssen und Ideologien, vor linker Unterwanderung, vor dem Kommunismus.
Schon früh gilt Chaplin als Unterhaltungstalent
Charles Spencer "Charlie" Chaplin junior kommt am 16. April 1889 in London als Kind von Varietékünstlern zur Welt. Schon mit fünf Jahren steht er auf der Bühne, mit 13 Jahren ist klar, dass er Schauspieler werden will. Mit 19 kennt ihn ganz London als Unterhaltungstalent, zwei Jahre später auch die USA.
1922 gründet er dort seine eigene Filmgesellschaft: United Artists. Am 15. Oktober 1940 feiert sein erster Tonfilm Premiere: "Der große Diktator".
Doch in den USA fürchten viele, Chaplin könnte mit dem Film zu weit gegangen sein. Es gibt sogar eine Untersuchung im Senat, ob er die Bevölkerung aufhetzen und in den Krieg treiben wollte.
Chaplin unter Kommunisten-Verdacht
Noch bevor Chaplin dort angehört werden kann, treten die USA in den Zweiten Weltkrieg ein. Während des Krieges gilt Chaplin in den USA als Kommunisten-Freund. Nach dem Krieg spricht er sich gegen das atomare Wettrüsten aus, etwa auch mit seinem Film "Monsieur Verdoux".
Nicht nur Chaplins Akte beim FBI wächst und wächst, auch die Presse verdächtigt ihn, Kommunist zu sein. Außerdem gibt es Gerüchte, er habe Steuern hinterzogen und sei deshalb im September 1952 nach England gereist.
Rückkehr mit 10-Tage-Visum
Bei seiner dortigen Ankunft am 23. September 1952 wird er von Fans und Gratulanten begeistert begrüßt. Anschließend erklärt er auf einer Pressekonferenz in London, er sei kein Kommunist, sondern jemand, "der nichts mehr für die Menschheit will als ein Dach über jedem Kopf." Doch das Amerika der McCarthy-Ära verweigert ihm die Rückkehr.
Chaplin geht in die Schweiz. 20 Jahre später wird er noch einmal mit einem 10-Tage-Visum in die USA reisen. In seinen Memoiren wird er später schreiben: "Superpatrioten könnten die Zelle sein, aus der Amerika sich in einen faschistischen Staat verwandelt." Chaplin stirbt am 25. Dezember 1977 in der Schweiz.
Autor des Hörfunkbeitrags: Uwe Schulz
Redaktion: Frank Zirpins / Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. September 2022 an Charlie Chaplins Reise nach Europa.
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