26. November 1942 - Uraufführung des Films "Casablanca"

Er gilt als Klassiker - und als filmisches Monument des Widerstands gegen den Faschismus: "Casablanca" mit Ingrid Bergman und Humphrey Bogart. Ins Kino kommt die Liebes- und Fluchtgeschichte mitten im Krieg.

"Play it, Sam. Play 'As Time Goes By'..." Die Szene mit Ingrid Bergman und Dooley Wilson gehört zu den berühmtesten der Filmgeschichte. Der Song übrigens auch. Eine bittersüße Stimmung hängt in der Luft. Und dann platzt Humphrey Bogart herein: weißes Smoking-Jackett, schwarze Hose, ungehaltener Ton: Wir sind mitten in einer komplizierten Dreiecksgeschichte im Jahr 1941. Spielort: Casablanca - im französisch besetzen Marokko. 

Die Handlung

Der Barbesitzer Rick Blaine (Bogart) reagiert so rüde, weil ihn das Lied an seine Liebe in Paris erinnert. Die Frau hat ihn damals versetzt und jetzt ist sie zurück. Ilsa Lund (Bergmann) ist mit ihrem Mann Victor Lazlo, einem Widerstandskämpfer gegen die Nazis, nach Casablanca gekommen, um von dort über Lissabon nach Amerika auszureisen. 

Dooley Wilson, Humphrey Bogart und Ingrid Bergman in "Casablanca" (v.l.n.r.) | Bildquelle: picture alliance/United Archives

Lazlo ist aus einem Konzentrationslager geflohen und der deutsche Major Strasser will mit aller Macht verhindern, dass Lazlo die Stadt verlässt. In Ricks Café treffen alle aufeinander - inklusive Sam (Wilson) am Piano. 

Premiere und ausverkaufte Kinosäle

Der Film wird im Sommer 1942 gedreht - mitten im Zweiten Weltkrieg. Am 26. November 1942 feiert "Casablanca" im Hollywood Theatre eine vorgezogene Premiere. Das Kino hat 1.500 Sitze und ist drei Wochen lang ausverkauft. 

Uraufführung des Films "Casablanca" (am 26.11.1942) WDR ZeitZeichen 26.11.2022 13:47 Min. Verfügbar bis 26.11.2099 WDR 5

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Werbeposter zum Kinostart des Films | Bildquelle: imago images/Everett Collection

Einer versprach sich viel von diesem Film. Franklin D. Roosevelt, Präsident der Vereinigten Staaten, zeigt "Casablanca" in der Silvesternacht 1942 im Weißen Haus. Eine exklusive Preview, um die Wirkung des Films zu testen. 

Der politische Hintergrund des Films

Zehn Tage nach der Silvester-Vorführung, im Januar 1943, verlässt Roosevelt Washington und reist nach Casablanca zu einer geheimen Konferenz. Er will mit dem britischen Premier Winston Churchill das weitere Vorgehen gegen Nazideutschland besprechen und formuliert die bedingungslose Kapitulation Deutschlands als Kriegsziel der Alliierten. 

Der Autor und Verfasser eines Buchs über die Hintergründe des Films, Norbert F. Pötzl: "Und erst als die Konferenz von Casablanca zu Ende war (..) lief plötzlich in 200 amerikanischen Kinos dieser Film an, also es war sehr gut getimed aufeinander."

Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann bei den Dreharbeiten | Bildquelle: WDR / mauritius images

"Casablanca" sollte ursprünglich eine Propaganda-Stütze sein, um für das Eintreten Amerikas in den Zweiten Weltkrieg zu werben. Noch im Januar 1941 ist ein großer Teil der Amerikaner dagegen. Als die Japaner im Dezember 1941 den US - Stützpunkt Pearl Harbor angreifen und Deutschland als Japans Verbündeter den USA den Krieg erklärt, wird Amerika Kriegspartei – die Realität hat die Filmhandlung überholt. Jetzt zielte die Propaganda des Films nach Ansicht des Experten darauf, Amerikas Beteiligung am Krieg moralisch zu unterstützen.

Viele Darsteller des Films sind Emigranten, die vor den Nazis aus Europa in die USA geflohen waren. Der Autor Norbert F. Pötzl: "Paul Henreid als Victor Laszlo, Conrad Veidt als Major Strasser oder Peter Lorre. Das waren prominente deutsche Schauspieler in der Vorkriegszeit und die sind vor den Nazis emigriert."

Der Film gewinnt drei Oscars

Im Film wird Amerika als gelobtes Land für Verfolgte des Nazi-Regimes dargestellt. Mit keinem Wort wird erwähnt, dass die US-Regierung jemanden wie Victor Lazlo wahrscheinlich gar nicht rein gelassen hätte.

Doch was bleibt, ist ein Stück Kinogeschichte, ein Filmklassiker, der 1944 drei Oscars gewinnt: bester Film, beste Regie und bestes Drehbuch. Seine enorme Attraktivität, die Energie, die Zeitlosigkeit bezieht das Werk aus der Verbindung von Liebe und Politik. "Casablanca" gilt als filmisches Monument des Widerstands gegen den Faschismus.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Anke Rebbert
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. November 2022 an die Uraufführung des Films "Casablanca". Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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